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Kaffeepause mit …

Wolfgang Graßhof, Geschäftsführer und Co-Founder Digital two GmbH und Vorstand WOGRA AG

Wolfgang Grasshof
Wolfgan Graßhof
Vom Angestellten zum Gründer: Wolfgang Graßhof hat den Sprung erfolgreich geschafft

Im Jahr 1999 bei SoftSolutions als Werkstudent und Softwareentwickler gestartet, hat Wolfgang Graßhof 2008 bereits WOGRA gegründet – mit einem Eigenkapital von 3.000 Euro. Die WOGRA AG entwickelt individuelle Softwarelösungen und unterstützt Unternehmen damit, ihre Einzigartigkeit zu unterstreichen. So kommt unter anderem künstliche Intelligenz zum Einsatz, um die verschiedensten Einsatzgebiete abdecken zu können

 

Kannst du dich und deinen Werdegang kurz vorstellen?

Nach dem Fachabitur habe ich Informatik studiert. Bereits während des Studiums habe ich in der Softwareentwicklung gearbeitet. Neben der Arbeit bei einem Softwareentwicklungsdienstleister habe ich auch Software für die Steuerung von Ölpipelines entwickelt. Mit 26 durfte ich das erste Mal die Projektleitung eines kleineren Projektes im Bankenumfeld übernehmen. Es heißt ja das erste Projekt als Projektleiter geht immer schief und ich wollte meinen Chef zeigen, dass mir das nicht passiert. Ich bin grandios gescheitert.

Irgendwann habe ich mir die Frage gestellt wie es weitergehen soll: Willst Du als Angestellter weiter arbeiten oder etwas Neues wagen? Meine Mutter war Krankenschwester, mein Vater Programmierer. Für meine Eltern wäre es niemals denkbar gewesen, ein Unternehmen zu gründen. Sie waren auch nicht besonders begeistert von der Idee. Außerdem hatte ich kein großes Eigenkapital für eine Gründung angespart.

Aber ich hatte Glück und ein verlockendes Angebot für eine freiberufliche Tätigkeit. Auch meine damalige Freundin und jetzige Frau hat mich immer unterstützt und hält mir bis heute den Rücken frei. Mit 3000 EUR (1000 von mir und 2000 von zwei verrückten Freunden) Gründungskapital bin ich dann in dieses Abenteuer geschlittert. Da das erste Jahr recht erfolgreich war, träumte ich davon, vom Einzelkämpfer zum richtigen Unternehmer zu werden und stellte die ersten Mitarbeiter ein. Ich hatte Glück, dass in meinem Projekt gerade zu diesem Zeitpunkt ein Entwickler gesucht wurde und konnte diese Position mit dem ersten festangestellten Softwareentwickler besetzen.

 

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Ich trinke sehr gerne Latte Macchiato ohne Zucker. Seit zwei Jahren haben wir eine tolle Siebträger Kaffeemaschine im Büro, die ich ausgiebig nutze.

 

Wo setzt du noch auf analoge Technik?

Ich bin ein absoluter Technikfan, aber wo ich gerade jetzt gerne noch analog wäre und was ich absolut vermisse, sind die täglichen Mittagsrunden im Büro. Wir bei der WOGRA haben immer zusammen Mittag gegessen und da sehr viel Spaß zusammen gehabt. Seit nun mehr als einem Jahr geht das nur noch Online und das vermisse ich sehr. Technik kann viel, aber es ist für mich viel schöner, wenn wir WOGRAner uns tatsächlich Live sehen.

Und natürlich ist es auch etwas ganz anderes, wenn man die Augsburger Panther Live im Stadion erleben darf.

 

Was ist ein Thema, das dich zurzeit fasziniert und warum?

Jetzt wird von mir sicherlich ein technisches Thema erwartet – und ja, die Entwicklungen in den letzten Jahren waren rasant und werden wohl noch immer schneller.

Was mich aber zurzeit viel mehr interessiert ist das Thema Hochleistungsteams! Dabei geht es mir nicht darum, die Leute auszubeuten, sondern herauszufinden, welche Voraussetzungen wir schaffen müssen, dass Teams gerne und effektiv zusammenarbeiten. Das finde ich sehr spannend.

 

Was hat dich damals dazu bewegt, WOGRA zu gründen? Was waren dein Hoffnungen und Ziele?

Das hört sich jetzt sehr idealistisch an: Ich wollte ein Unternehmen gründen, in dem ich es liebe zu arbeiten. Ich wollte stolz darauf sein, was wir für unsere Kunden leisten und was für ein großartiges Team dahinter steht. Mein Ziel war es, den perfekten Softwareentwicklungsdienstleister zu schaffen. Bei dem es die Mitarbeiter lieben zu arbeiten und die Kunden immer wieder kommen.

 

Was ist das Schönste daran, zu gründen? Und was sind die Schattenseiten? Bereust du es manchmal, nicht weiter in einem Angestelltenverhältnis geblieben zu sein?

Das schönste am Gründen ist es, dass man eigene Ideen umsetzen kann. Und wenn man es dann noch schafft andere von diesen Ideen zu überzeugen und mitzumachen, dann gibt mir das schon eine große Befriedigung. Wenn man dann die Gelegenheit nutzt einen Schritt zurückzugehen und zu sehen, was aus diesen Ideen entstanden ist, dann freut man sich auch sehr darüber. Das macht man leider viel zu selten und zufrieden bin ich nie.

Es gibt sicherlich Situationen in denen ich mir die Frage stelle, weshalb ich mir das antue. Aber bereuen tue ich es nicht. Natürlich gibt es einige Schattenseiten:  Man arbeitet viel mehr als ein Angestellter. Und man scheitert sehr oft – damit muss man umgehen können, seine Lehren daraus ziehen und neue Wege suchen.

 

Was ist das Wichtigste, wenn man ein erfolgreiches Unternehmen aufbauen will?

Was ich total unterschätzt habe sind Beziehungen. Die ersten Projekte mit Kunden sind entstanden, weil mich die Auftraggeber vorher schon als Projektleiter kannten. Das hat mir den Einstieg stark erleichtert und sofort Umsätze eingebracht. Aber ich war auch gefangen in diesem Umfeld und als es der Bankenbranche plötzlich schlecht ging, hatten wir eine schwere Zeit und haben lange gebraucht bis andere Kunden uns vertraut haben. Da war mein Netzwerk nicht gut genug aufgestellt.

Der zweite Punkt ist Rückgrat. Auch wenn es mein Traum ist, den perfekten Dienstleister zu schaffen, gehen auch mal Dinge schief. Und dafür muss man Verantwortung übernehmen. Gegenüber dem eigenem Team und den Kunden. Und wenn man nicht versucht sich herauszuwinden, sondern offen und ehrlich kommuniziert, findet man immer einen guten Weg für alle Parteien. Das kostet manchmal Überwindung und ist sicherlich unangenehm, aber das muss man als Gründer unbedingt mitbringen.

 

Mit WOGRA bietet ihr Softwarelösungen für Unternehmen und betreut unter anderem Projekte rund um KI. Welche Entwicklungen siehst du auf diesem Feld, die Unternehmen nicht verpassen sollten? Was kann KI leisten?

Was wir aktuell sehr gut beherrschen ist, KI Modelle für unsere Kunden zu entwickeln und diese in den unterschiedlichsten Anwendungsfällen einzusetzen. In den letzten Jahren ging das bei uns von der psychologischen Eignungsdiagnostik, über automatisierte Artikelkategorisierung, Cross Selling Funktionen, Identifizierung der Berufserfahrung in Lebensläufen, Entwicklung von Rezepturen in der Chemiebranche bis hin zur Mustererkennung in Zeitungsartikeln und das Finden von Wachstumsmärkte für ein Unternehmen. Wir haben also immer konkrete Einsatzgebiete, wo wir für unsere Kunden einen großen Mehrwert schaffen können.

Das sind allerdings jedes mal sehr individuelle Projekte mit individuellen Lösungen. Unser aktueller Ansatz ist es, die Werkzeuge zu vereinheitlichen und damit eine Lösung zu schaffen, die für unterschiedlichste Aufgabenstellungen genutzt wird. Unser Ziel ist es, den Kunden ein System an die Hand zu geben, in das er selbst schnell und ohne Vorkenntnisse Daten hochladen kann und automatisch ein KI Modell trainiert wird, das er sofort testen und über Schnittstellen einbinden kann. Das wäre ein großer Schritt in Richtung Demokratisierung der KI.  Dafür haben wir auch einen Forschungsantrag im Rahmen der Hightech Agenda plus zusammen mit dem DLR gestellt und wir sind vorsichtig optimistisch, dass wir das auch bewilligt bekommen.

Was auch noch ein Bestandteil des Forschungsantrags ist, ist die Herausforderung, dass man bei komplexen KI Modellen nicht weiß, weshalb die KI eine Entscheidung trifft. Wir wollen zukünftig in unseren Lösungen auch die Gründe einer Entscheidung herleiten können. Damit kann man viel mehr über die Qualität und Reife eines KI Modells aussagen. In den bildgebenden Verfahren der Medizintechnik wird dies schon eingesetzt. Es reicht nicht, wenn die KI auf einem Angiogramm sagt, dass dort ein Tumor ist, als Arzt will man natürlich auch wissen, wo die KI glaubt den Tumor gefunden zu haben.

Und dann gibt es natürlich Standardlösungen mit denen sich jedes Unternehmen auseinandersetzen sollte wie zum Beispiel Chatbots, Übersetzung von Sprache oder Predictive Maintenance.

 

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Ich würde ein großes Bild von Robert Bosch auf das Cover bringen. Und als Überschrift einen seiner klügsten Sätze: „Lieber Geld verlieren als Vertrauen.“

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