Kaffeepause mit …
Marco Trutter, CEO und Gründer trumedia GmbH
Kannst du dich und deinen Werdegang kurz vorstellen?
Aber sehr gerne! Mein Name ist Marco Trutter, ich bin 37 Jahre alt, verheiratet und CEO der Brand Identity Agentur trumedia aus Augsburg, die ich 2009 gegründet habe.
In meiner Jugend konnte ich mich, wie heute auch noch, unglaublich für Technologie begeistern, so dass ich zum Leidwesen meiner Eltern die Schule eher nebenbei besuchte und lieber mittelständische Unternehmen bei der Lösung ihrer IT-Problemen unterstützte. Nach Abschluss meiner Ausbildung zum Kaufmann für Marketing-Kommunikation sammelte ich in mehreren Agenturen zahlreiche Erfahrungen auf internationalem Parkett, bevor ich anschließend mit Anfang 20 als Marketingleiter für eine amerikanische Aktiengesellschaft im Einsatz war.
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Meinen heißgeliebten Kaffee, den ich in erster Linie am Morgen und im Laufe des Vormittags genieße, trinke ich am liebsten schwarz – passend zu meinem Humor 😉
Was ist ein Thema, das dich zurzeit fasziniert?
Berufsbedingt natürlich alles, was sich rund um Marken und Kommunikation dreht.
Darüber hinaus begeistern mich smarte Innovationen, mit denen ich mich, nicht nur aufgrund der weiter zunehmenden Digitalisierung in diversen Kundenprojekten, sondern auch in unseren Büroräumen intensiv auseinandersetze. So arbeiten wir bereits seit langer Zeit „mobil“, so dass sich für uns durch Corona im Grunde nichts großartig geändert hat. Wir konnten direkt in den Remote-Modus schalten, da sämtliche Mitarbeiter mit Macbooks und Internet-Telefonie ausgestattet sind. Für das agile Arbeiten wurden auch die Strukturen innerhalb der Geschäftsräume umgestaltet, so dass niemand mehr einen fixen Arbeitsplatz besitzt. Stattdessen können sog. „Hot-Desks“ oder auch der schallisolierte „Think-Tank“ direkt über eine Buchungs-App täglich oder wöchentlich reserviert werden.
Darüber hinaus kann ich mich auch für die Welt des Neuromarketings begeistern, wobei Erkenntnisse aus Psychologie und Hirnforschung genutzt werden, um Menschen, u.a. bei Konsumentscheidungen, unterbewusst zu lenken. Dies eröffnet unglaubliche Einblicke in menschliche Verhaltensweisen. Teilweise ertappe ich mich dann auch im privaten Umfeld, gezielt Ausschau nach Formen von Neuromarketing zu halten und teste, ob und wie ich darauf reagiere.
Zum richtig Entspannen und Runterkommen schnappe ich mir dann aber doch lieber meine Schläger und genieße den Moment bei einer Runde Golf – mit Kopf ausschalten und ganz ohne Business-Talk.
Wieso hast du dich dazu entschieden zu gründen? Und wie hast du den Wechsel vom Angestellten zum Inhaber erlebt?
Die Auslöser dafür waren letztlich einige Schlüsselmomente, die mich auch im Nachhinein sehr geprägt haben.
Angefangen bei der allseits bekannten Aussage „das haben wir schon immer so gemacht“, gefolgt von der Erfahrung, dass gute Ideen bzw. Lösungen nur deshalb nicht realisiert wurden, weil sie vom Azubi kamen. Dazu kam das teilweise moralisch-fragwürdige Geschäftsgebaren mancher meiner ehemaligen Arbeitgeber.
Folglich war der „Positionswechsel“ für mich befreiend, aufregend, sinnstiftend und aus der heutigen Perspektive gar nicht mal so herausfordernd. Trotzdem war meine Rolle anfangs etwas ungewohnt, da es in meiner Zeit als Angestellter regelmäßig Situationen gab, in denen ich mir geschworen habe, dass ich dies oder das als Chef niemals so machen werde. Gerade bei Kritik oder Handlungen, die ich damals absolut nicht nachvollziehen konnte und ich mich gefragt habe, wieso in Gottes Namen mein Vorgesetzter so reagiert, kann ich das heute besser nachvollziehen. Jetzt bin ich in der gleichen Situation, muss Priorisieren und auch mal unangenehme Entscheidungen treffen, bei denen ich weiß, dass meine Mitarbeiter diese so nicht immer verstehen werden.
Deshalb ist es meine tägliche Herausforderung, die richtige Mischung zwischen Lob, Kritik, Konsequenz und lange Leine zu finden. Das ist ein stetiger Lernprozess, aber ich verstehe jetzt, dass ich als Chef nicht alles anders machen kann, was ich mir als Angestellter noch so schön ausgemalt habe.
Du hast deine Agentur bereits jung gegründet. Wünschst du dir manchmal, du hättest dir mehr Zeit gelassen?
Nein, weil es sich damals 2009 richtig angefühlt hat und es keinen Grund gab, nicht mit trumedia an den Start zu gehen. Und wenn man relativ jung ist, hat man auch mehr Zeit aus Fehlern zu lernen. Danach heißt es aufstehen, Mund abwischen, weitermachen und für die Zukunft daraus lernen.
Mit der trumedia GmbH hilfst du Kunden unter Anderem bei der „nachhaltigen Markenentwicklung“ – Was genau macht eine Marke nachhaltig?
Entscheidend ist dabei nicht die äußere Hülle, die Fassade bzw. der Schein, sondern die Differenzierbarkeit zum Wettbewerb sowie der „Purpose“, also der Sinn und Zweck, warum die Marke existiert. Diesen Purpose gilt es erlebbar zu machen – und zwar nach innen und außen – um dadurch die Zielgruppen zu begeistern, zu motivieren, langfristig zu binden und loyale Kunden bzw. im besten Fall authentische Markenbotschafter zu gewinnen.
Dafür braucht es in erster Linie eine eigenständige bzw. unique Identität und wiedererkennbare Elemente, wie Claim, Tonalität, Bildsprache, Typographie oder Farbklimatik, die konsistent und kanalübergreifend zum Einsatz kommen. Denn: Eine Marke muss über alle Kommunikationskanäle hinweg – online wie offline – als ein und dieselbe erkennbar sein.
Ihr wurdet für den Brand Relaunch der Marke „eskate“ sogar mit dem German Brand Award ausgezeichnet. Was ist wichtig, wenn man eine traditionsreiche Marke neu platzieren möchte? Müsst ihr in solchen Fällen manchmal Überzeugungsarbeit leisten?
Ja, eigentlich immer, was auch an unserer gelebten Prämisse liegt, nicht zu Allem „Ja und Amen“ zu sagen.
Neben global-agierenden Unternehmen betreuen wir regelmäßig auch Mittelständler aus unterschiedlichsten Branchen und gerade bei den inhabergeführten Familienunternehmen ist es essenziell, die Entscheider, die teilweise auch die Gründer sind, sofort mit an Bord zu holen. Ansonsten ist jedes Projekt – egal wie umfangreich – zum Scheitern verurteilt.
Und wir nehmen einen Auftrag nur an, wenn wir komplett und zu 100 Prozent dahinterstehen, weil wir uns mit Haut und Haaren der Marke verschreiben und unser ganzes Herzblut in die Umsetzung stecken. Wir sind ein starker Sparringspartner, der offen, ehrlich und objektiv seine Meinung äußert. Und sicherlich sind insbesondere die ersten Meetings, in denen wir regelmäßig mehrere Finger in die „Brand-Wunden“ legen, schmerzhaft für die Beteiligten.
In diesem Zusammenhang ist es deshalb wichtig, direkt mit offenen Karten zu spielen und klar aufzuzeigen, was ein Marken-Relaunch alles mit sich bringt und zu betonen, dass solch ein wegweisendes Projekt nur gelingen kann, wenn alle an einem Strang ziehen. Das erfordert – je nach Umfang und Maßnahme – auch mal, dass alte Zöpfe abgeschnitten werden müssen, was wir aber niemals eigenständig, sondern in engem Austausch mit dem Kunden in die Tat umsetzen.
Es gilt Vertrauen aufzubauen, dann klappt es auch mit dem Brand Relaunch. Und wenn sie mit ihrer Marke zufrieden wären, hätten die Unternehmen uns ja schließlich nicht um Unterstützung gebeten.
Was sind Entwicklungen aus der Marketingwelt, die man zurzeit nicht verpassen sollte?
Wir merken, dass das Thema „Marktforschung“ bzw. „Research“ im Zusammenhang mit Marken- und folglich auch Endkundenkommunikation immer wichtiger wird. Von quantitativer bzw. qualitativer Primär- und Sekundärforschung, um u.a. Konsumverhalten oder Verwender-Typologien zu betrachten, bis hin zu empirischen Werbe-Testings in Focus Groups gibt es zahlreiche Methoden, die Marketeers helfen, ihre Teil-Zielgruppen zu identifizieren und zu verstehen.
Wie die meisten fundiert-arbeitenden Agenturen ist es auch für uns bei trumedia selbstverständlich, mit den relevanten MAFO-Instituten wie GFK, Kantar oder Nielsen zusammenzuarbeiten. Mit unserer eigenen, agentur-internen Research-Unit, unter der Leitung von Dr. Reimund, gehen wir aber sicherlich noch einen entscheidenden Schritt weiter als die meisten, da wir dadurch noch agiler, passgenauer und individueller auf unsere Kunden und deren Forschungsfragen eingehen können. Somit führen wir im Grunde, gerade in Brand Building-Projekten, nahezu immer wissenschaftliche Erhebungen und Markt-Analysen durch, bevor wir uns ans Reißbrett setzen.
Und was sind überholte „Missglauben“, die Kunden in Bezug auf Brand Building häufig noch haben?
Ein echter Klassiker ist der Wunsch bzw. die Anfrage „Liebes trumedia-Team, wir brauchen eine modernere Website im frischen Look und Feel. Bis wann könnt ihr die entwickeln?“.
Unsere Antwort, dass die Unternehmenswebsite „nur“ ein Kommunikationskanal ist und es nicht ausreicht, dieser einen neuen Anstrich zu verpassen, damit der Markenauftritt an sich in einem neuen Glanz erstrahlt und auch in Zukunft Anziehungskraft entwickelt, ist für viele Kunden im ersten Moment unbefriedigend aber in der Folge ein echter Augenöffner. Denn es gilt vielmehr ganzheitlich zu denken und die Marke von Grund auf zu analysieren, um feststellen zu können, welche charakterprägende Elemente u.a. visuell angepasst, aktualisiert und vereinheitlicht werden müssen, bevor man sämtliche Kommunikationskanäle – wie beispielsweise die Website – relauncht.
Gleichzeitig hängt langfristiger Erfolg einer Marke davon ab, ob sie es schafft, dass ihre Zielgruppen positive Erfahrungen mit dieser verbinden. Wir sprechen dabei von „Customer Experience“, dem Erlebnis, dass Ihre Kunden entlang ihrer sog. Customer Journey haben. In diesem Zusammenhang müssen alle Berührungspunkte bzw. Touchpoints, eines Konsumenten mit einer Marke, einem Produkt oder einer Dienstleistung berücksichtigt werden. Entscheidend dabei ist die kanalübergreifende Synchronisation aller relevanter Kommunikationsmittel, da singuläre Lösungen unweigerlich zu Inkonsistenzen führen. Oder einfach ausgedrückt: Das Ziel ist „One-Face-to-the-Customer“.
Und dieser strategische und nachhaltige Weg ist auch nicht in ein paar Wochen gegangen, sondern dauert seine Zeit, die es lohnt zu investieren. Schließlich möchte kein Unternehmen seine Marke alle zwei Jahre einem intensiven Brand Building unterziehen – was auch nicht ratsam wäre.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Ich würde den Footballprofi Carl Nassib auf dem prestigeträchtigen Cover der Sports Illustrated, die jeden Monat durchschnittlich 12 Millionen Leser aufweist, veröffentlichen.
Der Spieler der Las Vegas Raiders hat nämlich vor Kurzem den Mut aufgebracht sich hinzustellen und per Videobotschaft zu verkünden, dass er homosexuell ist – und das in einer der „männlichsten“ Sportarten, in der beliebtesten Profiliga (NFL) in den USA. Ein starkes Statement, dass auch außerhalb der Sportwelt auf große Begeisterung gestoßen ist. Und das völlig zurecht, so dass meine Cover-Idee vielleicht zeitnah Realität wird.
Du willst dich mit Marco vernetzen? Hier lang!
Dieser Beitrag ist mit freudlicher Unterstützung der trumedia GmbH entstanden.