Kaffeepause mit …
Bernd Braune, Gründer von COMANDANTE
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Das hängt von der Tageszeit und meiner Stimmung ab. Morgens leckeren, frisch gemahlenen Filterkaffee, natürlich schwarz ohne Milch, mittags ein-zwei kräftige Espressi und am Nachmittag einen cremigen Cappuccino. Das ist meine Grundausstattung. Dazwischen gibt es hie und da noch ein Tässchen mit Menschen, die mir lieb sind.
Welche Bedeutung hat Kaffee für dich und deine Familie?
Ich kann mir ein Leben ohne Kaffee nur schlecht vorstellen. Kaffee ist für mich nicht nur Leidenschaft und Lebensart, sondern auch Abenteuer und Entdeckungsreise. Unsere Kaffeerösterei Supremo ist für unsere Familie auch Lebensunterhalt und Bestimmung. Alle Familienmitglieder sind irgendwie mit Kaffee engagiert.
Vom Silicon Valley zur eigenen Kaffeemühle: Du hast durch deinen Werdegang schon viel gesehen. Bereust du manchmal, deinen Job in der Tech-Branche aufgegeben zu haben?
Nein, überhaupt nicht. Es war eine spannende Lebensphase. Es ist unglaublich was Teams von absoluten Nerds und Top-Experten alles schaffen können – wirklich faszinierend. Mit der Familie ein paar Jahre im Silicon Valley zu leben ist eine Lebenserfahrung, die ich nicht missen möchte. Aber es ist sehr schnelllebig dort und es kostet höchste Konzentration und sehr viel Lebensenergie.
Bei Kaffee ist das ganz anders. Da geht es um Früchte der Natur und um Familie. Familien bauen an, Familien ernten, Familien rösten Kaffee und es gibt nichts Schöneres als im Kreis der Familie ein Kaffeekränzchen zu genießen.
Die Tech-Branche hat ihren eigenen Rhythmus und ist auch immer sehr spannend. Natürlich hat es mir gefallen Naturwissenschaften mit globalem Marketing zu verknüpfen. Rasante Produktinnovationen hautnah mitgestalten zu können und zu sehen, dass gute Produkte schnell ganz groß werden können und in wenigen Jahren wieder vom Markt verschwinden.
Als „Kaffee-Mensch“ steht man irgendwie solider im Leben. Mit beiden Beinen auf dem Acker sozusagen. Man spürt tiefe Dankbarkeit, wenn es eine gute Ernte gibt. Man ist eng mit der Natur verknüpft und freut sich, wenn Kunden deine Kaffee-Röstung mögen.
Wie ist die Idee hinter Comandante entstanden?
Auf meinen Reisen in die Anbauländer hat mir etwas Wichtiges gefehlt. Es gab einfach keine brauchbaren Handmühlen für unsere Expeditionen. Wenn wir Kaffeeernten kaufen, machen wir das unmittelbar vor Ort irgendwo in den Bergen wo guter Kaffee wächst. Wir sprechen direkt mit den Bauern, schauen uns die Pflanzungen an und müssen die frischen Ernten sofort beurteilen. Also rösten wir unmittelbar vor Ort auf der Farm einen kleinen Teil der Ernte und verkosten den Kaffee. Die Güte der Vermahlung ist ein wichtiger Schlüssel, um Kaffeequalität beurteilen zu können. Ich dachte mir, da muss doch mal einer etwas Vernünftiges bauen. Also habe ich COMANDANTE gestartet. Verrückte Idee… aber es hat funktioniert.
Was ist dein Anspruch an deine Kaffeemühlen?
Für mich sind Kaffeemühlen enorm wichtige Werkzeuge für guten Geschmack. Es gibt nichts Besseres als eine gute Handmühle, wenn man edlen Kaffeeröstungen das volle Geschmackspotential entlocken möchte.
Eine gute Kaffeemühle sollte auf jeden Fall ein geschmiedetes Mahlwerk aus Edelstahl besitzen und 2-3 Generationen einwandfrei funktionieren. Mein liebstes Stück ist die alte Mühle von meiner Oma. Die funktioniert noch heute einwandfrei.
Was macht generell eine gute Kaffeemühle aus?
Es dreht sich alles um die Güte der Vermahlung. Die Mühle soll die Kaffeebohnen in ein möglichst homogenes Kaffeepulver zermahlen. Kaffee-Techniker würden sagen, dass die Kaffeepartikel möglichst die gleiche Korngröße haben sollten. Das ist wichtig, um ein gutes Brühergebnis zu erzielen.
Ich liebe Handmühlen, weil ich nicht vom elektrischen Strom abhängig bin und mir das händische Mahlen Spaß macht. Man hat alles in der eigenen Hand und erzeugt dabei einen betörenden, frischen Kaffeeduft.
Natürlich sollte die Kaffeemühle einfach in der Handhabung sein und von hoher Qualität. Eine gute Kaffeemühle kauft man sich nur einmal im Leben.
Ihr habt es geschafft, eure Mühlen weltweit bekannt zu machen. Was waren dafür die ausschlaggebenden Faktoren?
Wir sind natürlich super happy, dass unsere bayrische Kaffee-Mühle zu den Besten weltweit gehört. Bei internationalen Kaffee-Meisterschaften ist COMANDANTE das Werkzeug der Champions.
Der Schlüssel zum Erfolg sind Qualität und persönliches Engagement. Voraussetzung, um überhaupt am Weltmarkt teilnehmen zu können, sind Produkte mit einer hohen Qualität ohne Kompromisse und ein paar handwerkliche Besonderheiten, die nicht so leicht zu kopieren sind.
Natürlich muss man selbst persönlich vor Ort für sein Produkt einstehen. Heute wollen die Kunden wissen, wer hinter einem Produkt steht. Wir haben 4 Jahre die Welt bereist, damit der Markt uns kennenlernt und Vertrauen in unsere kleine Startup gewinnt.
Man sagt doch, dass der „Prophet im eigenen Land“ nicht geschätzt wird. Das ist wohl wahr. Also haben wir unser Produkt als „Qualität – made in Germany“ zuerst in Australien und dann in Korea, Taiwan und China vorgestellt. Später in USA und zuletzt in Deutschland.
Es war wirklich harte Arbeit, aber es hat gut funktioniert und sehr viel Spaß gemacht.
Wie ist es, aus dem Familienbetrieb zu gründen?
Die Familie ist für mich das Herzstück unserer Gesellschaft. Aus ihr kann eine Menge Gutes entstehen. Aber es braucht Geduld und Phantasie. Natürlich gab es auf dem Weg zum Erfolg auch Niederlagen zu verdauen. Aber das gehört einfach dazu.
Es war immer mein Traum mit meiner Frau und meinen Kinder ein kleines Unternahmen zu starten. Ich wollte meinen Kindern die Gelegenheit geben, selbst zu erfahren, was Arbeit und Erfolg ausmachen. In der Schule lernt man sowas nicht.
Einen Familienbetrieb richtig zum Laufen zu bringen kostet Zeit und Entbehrung. Es ist aber eine Lebensphase, die sich auf jeden Fall lohnt.
Was war das größte Hindernis, das du bisher überwunden hast?
Das kann ich gar nicht sagen. Das Leben ist voller Herausforderungen, die man zu meistern hat. Deshalb sind Kaffee-Pausen so wichtig!
Vielleicht war es wirklich das Unternehmen COMANDANTE aufzubauen. Am Anfang dachte ich wirklich, dass ich es mit guten Partnern schaffen könnte eine Produktion aufzubauen. Es ist schon komisch. Beim Firmenstart fühlt man sich mit Partnern irgendwie sicherer. Aber Startups sind meist schwer zu starten und Partner sind dann oft nicht leidensfähig genug und geben zu früh auf. In so einer Situation hast du nur deine eigene Kraft und die Unterstützung deiner Familie. Ich bin dankbar und glücklich, dass ich so eine tolle Familie habe, die mit mir durch dick und dünn geht.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Einen „Candid Shot“ einer fröhlichen Familie bei der gemeinsamen handwerklichen Arbeit.
Oder ein paar lachende Menschen unterschiedlicher Nationalität und Ethnie bei einer fröhlichen Kaffeepause. Die Pandemie hat unsere Gesellschaft sozial verarmen lassen. Menschliche Kontakte zu pflegen ist doch Teil eines glücklichen Lebens. Das ist in den letzten zwei Jahren einfach zu kurz gekommen.
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