Kaffeepause mit …
Nadine Nobile – Gründerin und Geschäftsführerin CO:X.
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Einfach nur schwarz!
Wer oder was inspiriert dich?
Mich inspirieren Menschen, denen ich in ihrer Vielschichtigkeit begegnen darf. Welche Frage stellt sich mein Gegenüber? Was treibt sie an? Wohin ist er auf dem Weg? Welche Hürden zeigen sich ihm oder ihr? Oder wo zeigen sich Spannungsfelder und Widersprüchlichkeiten? Das ist für mich Inspiration für die Arbeit mit mir selbst aber auch für die Themen, die ich vorantreibe.
Was ist ein Thema, dass dich gerade besonders fasziniert?
Was mich gerade besonders fasziniert ist das Thema Zeit. Besonders beschäftigt mich dabei unser kulturell geprägtes Zeitverständnis genauso wie mein persönliches Zeitempfinden. Was mich dabei besonders fesselt ist, wie schwierig es mir fällt Alternativen zu denken. Dabei gibt es dafür nicht nur geschichtliche Beispiele, wie aus der Zeit als es noch keine Uhren gab, sondern auch unterschiedliche kulturelle Blickweisen.
Was braucht es, um Innovation zu inspirieren?
Innovation braucht den Mut Altes hinter sich zu lassen und sich von der Welle des Neuen tragen zu lassen. Und das meine ich im wortwörtlichen Sinne. Meiner Erfahrung nach versuchen wir all zu oft die Dinge richtig zu machen, sie gut zu durchdenken, zu planen und vorherzusagen. Damit bewegen wir uns aber stets auf bekanntem Terrain. Doch um Neuland zu erreichen, müssen wir die bekannten Gefilde hinter uns lassen. Auch wenn wir dadurch in Gefahr laufen, statt an Land mit einem Bauchplatscher im Wasser zu landen.
Du bist Mit-Autorin des Buches „New Pay“ – welches Konzept steckt hinter diesem Begriff und welche Rolle spielt er im Kontext von New Work?
Wie sieht Vergütung aus, wenn New Work konsequent gelebt wird? Das war und ist die Ausgangsfrage für unser Buchprojekt „New Pay“. Wir haben uns auf die Suche begeben nach Organisationen, die Ansätze neuer Arbeit so konsequent umsetzen, dass sie die Prinzipien ihrer Zusammenarbeit auch auf ihre Vergütung und die dazugehörigen Prozesse übertragen haben. Das geht bei einigen dieser Unternehmen so weit, dass das Vergütungsmodell mit Mitarbeitenden gemeinsam entwickelt wurde. Eine Frage, die die Mitwirkenden dabei immer wieder beschäftigt und das in den verschiedensten Organisationen: „Was ist für uns ein faires Gehalt?“ Eine Frage, die in unterschiedlichen Unternehmen auch sehr unterschiedlich beantwortet wird. Was auch beim Thema Gehalt zeigt: die Zeit der Blaupausen ist vorbei. Jedes Unternehmen muss hier also eigene Antworten finden.
Mittlerweile ziehen wir den Bogen noch größer und fragen: Was bekommen wir für unser Tätigsein in einer Organisation zurück? Und das ist weit mehr als Gehalt.
Angenähert haben wir uns diesem Thema übrigens indem wir uns fragten, über was in der „New Work Bubble“ nicht gesprochen und diskutiert wird. Überlegen mussten wir nicht lange. Das Thema Gehalt kam uns schnell in den Sinn. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass wir dieses Tabu in Organisationen brechen müssen. Wenn wir mehr und mehr Entscheidungskompetenz in Teams delegieren, unsere Art der Zusammenarbeit immer wieder hinterfragen und an neue Gegebenheiten anpassen, dann können wir ein so bedeutsames Thema wie Gehalt nicht ausklammern.
Wie sieht deiner Meinung nach eine zukunftsfähige Unternehmensstruktur aus?
Strukturen sind für mich sekundär. Viel wichtiger ist für mich die Frage nach den Kompetenzen, die in ein Unternehmen zukunftsstark machen. Und dazu gehören für mich Anpassungs- und Gestaltungskompetenz sowie Resilienz. Das heißt wie gut ist ein Unternehmen in der Lage sich auf Kunden und sich verändernde Märkte oder auch Technologiesprünge anzupassen und auszurichten und gleichzeitig gesund zu bleiben. Dabei sollten sich Strukturen aufbauen und bilden, die diese Kompetenzen stärken und unterstützen. Ich bin da ganz beim Bauhaus-Prinzip „forms follows function“. Die Form oder Struktur folgt also der Funktion und nicht umgekehrt. Als Frage formuliert: Wie müssen Strukturen und Prozesse gestaltet sein, damit sie Mitarbeitenden bei ihrer Wertschöpfung unterstützen.
Als Gründerin des Netzwerks „New Work Women“ setzt du dich auch für mehr Vielfalt in der neuen Arbeitswelt ein. Warum ist der weibliche Blickwinkel in der New Work Szene immer noch eher unterrepräsentiert?
Ich sehe hier zwei Dinge, die sich gegenseitig verstärken. Das sind zum einen bestehende tradierte Strukturen und Muster, die wir aus der traditionellen Arbeitswelt in den New Work Kontext übertragen haben. Das erkennt man zum Beispiel an den Speaker-Listen bei Veranstaltungen. Es gibt immer noch Events bei der ausschließlich männliche Experten zu Wort kommen. Was hier zum Tragen kommt ist zum einen unser kulturell geprägter Gender-Bias. Übersetzt heißt das so viel wie „geschlechtsspezifische Verzerrungen“. Es gibt eine Vielzahl an Untersuchungen, die immer wieder zum selben Ergebnis kommen: Die Expertise von Männern wird in unserem Kulturkreis immer noch höher eingeschätzt als die von Frauen.
Auf der anderen Seite erlebe ich viele kompetente Frauen, die sich schwer tun ihre Expertise und Ideen selbstbewusst in die Welt zu tragen. Auch hier zeigen sich tradierte Verhaltensmuster, wie beispielsweise sich als Frau nicht in den Vordergrund oder Mittelpunkt rücken zu wollen. Ich sag dann immer: Du stellst nicht Dich in den Mittelpunkt, sondern Du beziehst Position und stellst dein Wissen zur Verfügung. Für ein paar Frauen hat dieser Perspektivwechsel schon einen Unterschied gemacht.
Leider sind uns viele dieser Muster, auf die wir im Denken und Handeln zurückgreifen, oft gar nicht präsent und leider werden Sie uns auch viel zu selten bewusst gemacht. Da können wir gesamtgesellschaftlich noch besser werden. Sei es in Kita, Schule oder auch in Unternehmen.
Was ist in deinen Augen das größte Potential der Arbeitswelt 4.0?
Das größte Potential, das für mich in der Arbeitswelt 4.0 steckt ist es, die Art und Weise wie wir zusammen arbeiten und leben an der Zukunft auszurichten. Noch nie haben wir über mehr Wissen und mehr Kompetenz verfügt. Noch nie waren die Wechselwirkungen, die sich aus unserem Wirtschaften lokal wie global ergeben, transparenter. Hier sind für mich Chance, Herausforderung wie Verantwortung vereint.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Auch auf die Gefahr hin, ein pathetisches Motiv zu wählen: mein Cover wäre eine Gruppe von Menschen, die in einem Kreis auf einem Berg stehen und sich an den Händen halten. Die Sonne scheint – der Blick reicht über die Menschen hinweg über einen Wald ins Tal. Am Horizont sieht man das Meer. Für mich steht dieses Motiv dafür, dass wir Herausforderungen, denen wir gegenüberstehen, nur als Gemeinschaft und mit einem Blick auf das Ganze lösen können. Gleichzeitig repräsentiert dieses Motiv für mich, dass alles ineinander greift. Wir sind eingebettet in die Natur und unsere Gesellschaft. Nichts ist losgelöst. Und wenn wir in Beziehung sind, dann haben wir die Möglichkeit von unserem Gegenüber zu lernen und zu wachsen. Auch wenn wir ihren Auffassungen kritisch gegenüberstehen. Zum einen, weil wir aus dieser Auseinandersetzung viel darüber lernen können, was uns wichtig ist und uns ausmacht und zum anderen, weil es uns daran erinnert, dass man auf ein und dieselbe Sache von vielen unterschiedlichen Perspektiven schauen kann.
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