„Die Astronautin“
Warum dieses Start-up die erste deutsche Frau in den Weltraum bringen will und wie das funktionieren soll
Bis jetzt waren alle deutschen Astronauten männlich. Bei der weltweiten Anzahl der Menschen, die ins All gereist sind, liegt die Frauenquote bei gerade mal zehn Prozent. Diese Zahl ist nicht nur für alle Frauen relevant, die gerne mal als Astronautinnen in den Weltraum fliegen würden – sondern auch auf der Erde führt das zu Nachteilen, vor allem in medizinischer Hinsicht. Denn die Forschung, die an Bord von Raumstationen durchgeführt wird, liefert wichtige Erkenntnisse über den menschlichen Körper. Da es aber relevante Unterschiede zwischen dem männlichen und dem weiblichen Körper gibt, profitieren von diesen medizinischen Forschungsergebnissen bislang hauptsächlich Männer.
Kandidatinnen stellen sich harter Ausbildung
Das Start-up „Die Astronautin“ will das jetzt ändern. Ohne staatliche Unterstützung finanziert das Unternehmen die Astronautinnen-Ausbildung von Insa Thiele-Eich und Suzanna Randall. Das Basis-Training, bestehend aus Tauchtraining, Parabelflügen und einem Flugschein, haben die Beiden bereits erfolgreich bestanden. Die Ausbildung ist nicht einfach und körperlich sehr fordernd. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen berichtet Suzanna Randall von ihren Erfahrungen in einer Zentrifuge der Bundeswehr, in der auch Kampfjetpiloten ausgebildet werden: „Ich fand es tatsächlich nicht sehr angenehm. Es ist, als würde sich ein Elefant auf den Hals oder die Brust setzen. Bei einem Start entstehen für etwa zehn Minuten Werte von viereinhalb G, also das Viereinhalbfache der Schwerkraft auf der Erde. Wer also auf der Erde 70 Kilo wiegt, bringt beim Start plötzlich quasi 315 Kilo auf die Waage.“
Wie kommt man als privates Startup zur ISS?
Die Auswahl der beiden potenziellen Astronautinnen erfolgte in einem mehrstufigen Auswahlverfahren. Von 400 Anwärtern schafften nur sechs das Verfahren aus medizinischen und psychologischen Tests. Mitte 2021 soll es dann soweit sein: Die erste deutsche Astronautin soll auf der ISS ankommen und dort zehn Tage lang medizinische (Selbst-)Versuche durchführen. Weil sie nicht Teil einer staatlichen Mission sind, setzt „Die Astronautin“ bei dem Transport zur Raumstation auf Anbieter von kommerziellen Flügen. SpaceX, Boeing und auch die NASA haben solche Transporte im Angebot. Auf diese Weise können sich auch Astronauten einen Platz sichern, die nicht einer staatlichen Weltraummission angehören.
Die Forscherinnen/Astronautinnen von Morgen begeistern
50 Millionen Euro würde die Mission noch kosten. Das Training und die Vorbereitung wurden durch Spendengelder bereits komplett finanziert. Laut Suzanna Randall signalisierte auch die Regierung, bei der Finanzierung des Projektes mithelfen zu wollen, doch das Corona-Virus zögerte hier die endgültige Entscheidung unbestimmt hinaus. Randall ist dennoch motiviert – sie wolle durch ihre Teilnahme an der Mission vor allem auch Mädchen für MINT-Fächer begeistern. Dafür gibt es von „Die Astronautin“ auch einen eigenen Wettbewerb namens „Code4Space“. Hier können junge Nachwuchswissenschaftlerinnen ihre Programme und Ideen für ein Experiment mit einem Mikrocontroller auf der Raumstation einreichen. Das Gewinner-Projekt wird dann auf der ISS ausgeführt.
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