Social Media
Das Problem mit einem Instagram für Kinder
Ein Instagram für Kinder unter dreizehn Jahren. Mit dieser Idee sorgte Facebook-Chef Marc Zuckerberg jüngst für Wirbel. Insgesamt rund 100 Organisationen und Experten unterzeichneten einen offenen Brief gegen Zuckerbergs Pläne. „Wir bitten Sie dringend, diese Pläne aufzugeben“ heißt es dort. „Das würde das Signal senden, dass Facebook die massiven Effekte, die dieses Businessmodell auf junge Leute hat versteht und bereit dazu ist, Lösungen umzusetzen, die tatsächlich Kindern und Jugendlichen helfen, statt nur dem eigenen Marktanteil.“
Pandemie sorgt für steigende Bildschirmzeit
Harte Worte, aber auch berechtigte Kritik: Während der Corona-Krise ist die Bildschirmzeit von Jugendlichen laut einer Befragung von Kinder- und Jugendpsychiater Rainer Thomasius um 75 Prozent gestiegen – und das ohne Berücksichtigung der Homeschooling-Zeit. Zu viel Zeit online und insbesondere auf Social Media, kann Jugendliche in ihrer Entwicklung negativ beeinflussen.
Viele Kinder sowieso schon auf Social Media
Trotzdem: Viele Kinder sind sowieso schon auf Instagram, TikTok und YouTube unterwegs, auch wenn sie noch nicht dreizehn sind. Wirklich schwierig ist es nämlich nicht, sich einen Account mit falscher Altersangabe anzulegen. Und wenn man sich mit Freunden nicht in echt treffen darf, kann Social Media auch Abhilfe sein. Adam Mosseri, Chef von Instagram, argumentiert in einem Gespräch mit „Buzzfeed News“, dass eine für Kinder optimierte Instagram-Version sicherer und kontrollierbarer sei. „Es gibt viel zu tun“, so Mosseri, „aber ein Teil der Lösung ist es, eine Version von Instagram für Jugendliche oder Kinder zu entwickeln, bei der die Eltern Transparenz oder Kontrolle haben.“
Facebook verspricht sich Nutzer-Bindung
Diese Version solle ohne Werbung auskommen und Eltern die Möglichkeit geben, die Aktivitäten ihrer Kinder zu regulieren. Ähnliche Modelle sind beispielsweise mit YouTube Kids oder Messenger Kids – einem weiteren Facebook Produkt, das sich an Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren richtet – schon verwirklicht worden. Die Anbieter versprechen sich dadurch eine frühe Bindung und eventuelle Migration auf die „richtigen“ Plattformen. Viele Nutzer der „Kids“-Ausgaben wechseln früher oder später zu den unregulierten Versionen und tragen so zum Wachstum der Netzwerke bei.
Instagram nutzt Entwicklungsschritte aus
Gerade diese Bindung sei für junge Leute aber kritisch, kritisiert der an Zuckerberg gerichtete Expertenbrief. In der frühen Jugend seien Themen wie Sozialkompetenz, abstraktes Denken und Selbstwahrnehmung in der Entwicklung und Möglichkeiten zum Selbstausdruck und der Vernetzung mit Gleichaltrigen würden immer wichtiger. Genau diese Bedürfnisse und Veränderungen in der Entwicklung würde eine Plattform wie Instagram ausnutzen. Das könne negative Folgen haben: „Der unentwegte Fokus der Plattform auf Aussehen, Selbstinszenierung und Branding ist eine große Herausforderung für die Privatsphäre und das Wohlergehen von Jugendlichen“
Braucht es eine Alternative?
Kritik, die nicht nur für Nutzer unter Dreizehn zutrifft. Auch Erwachsene können unter den Effekten von Social Media leiden. Schließich kann eine konstante Nutzung sogar unsere Gehinstruktur verändern. Doch junge Nutzer sind wesentlich anfälliger für die manipulativen und Abhängig machenden Features der Apps. Eine Plattform zum Austausch unter Peers ist keine grundsätzlich schlechte Idee, vor allem wenn der persönliche Kontakt fehlt. Es geht also weniger um das ob und mehr um das wie. Für große Player wie Facebook wird wohl immer die Bindung an bestehende Produktfamilien im Vordergrund stehen. Apps wie Clubhouse haben gezeigt, dass der Markt durchaus offen ist für neue Arten von Netzwerken. Vielleicht ist auch die Entwicklung einer sicheren Plattform für Kinder ein Fall für die Gründerszene