Elektrizität ohne Kabel
Bald soll Strom mit einem Tesla-Strahl drahtlos funktionieren
Der Traum stammt von Nikola Tesla selbst: Strom drahtlos von einem Punkt zum anderen zu transportieren. Der berüchtigte Erfinder verursachte im Zuge seiner Experimente zum Thema Tesla-Strahl mit einem Tesla-Transformator angeblich einen riesigen Stromausfall in Colorado Springs. Über 100 Jahre später griff Greg Kushnir, der Gründer des neuseeländischen Statups Emrod, die Idee wieder auf. 2019 rief er das Unternehmen ins Leben. Mittlerweile ist bereits der erste Prototyp gebaut und Emrod hat den zweitgrößten Stromversorger Neuseelands, Powerco, als Partner für seine Vision gewonnen. „Wir wollen sehen, ob Emrods Technologie die etablierten Methoden der Stromversorung unterstützen kann“ so Powerco-Manager Nicolas Vessiot in einer Pressemitteilung „Wir könnten uns vorstellen, mit dieser Technologie Elektrizität an abgelegene Orte oder Areale mit schwierigem Terrain zu transportieren. Es besteht auch das Potential, unseren Kunden bei Wartungsarbeiten an unserer bestehenden Infrastruktur weiterhin Stromversorgung zu garantieren.“
Sicher und direkt
Die Elektrizität wird durch elektromagnetische Wellen in einem konzentrierten Strahl transportiert. Durch sogenannte Point-to-Point Übertragung soll auch Strahlung – wie sie bei Hochspannungsübertragungen per Kabel normalerweise vorkommt – eliminiert werden. Da die Energie direkt und ausschließlich zwischen zwei Punkten übertragen wird. Damit die Übertragung funktioniert braucht es also zwei Antennen, jeweils einen Sender und einen Empfänger. Mithilfe eines Laservorhangs soll der Stromstrahl zwischen den Masten überwacht und so für Sicherheit gesorgt werden. Sobald ein Objekt, wie ein Vogel oder ein Helikopter, dem Strahl zu nah kommt wird er abgeschaltet.
Die Sicherheit ist für Emrod bei der Entwicklung des Protoypen laut Gründer Greg Kushnir Priorität Nummer eins: “Wir haben einen rigorosen Entwicklungs-Prozess, der sicherstellen soll, dass die Technologie auch bei größeren Energieleveln auf einer größeren Skala sicher ist.“ So Kushnir. „Wir haben eine breit genutzte und gut regulierte Frequenz ausgewählt. Weil sie lange genug in der Nähe von Menschen genutzt und getestet wurde. Und weil es wissenschaftlich gestützte Sicherheitsrichtlinien gibt, die international akzeptiert sind.“
Chance für abgelegene Gebiete und erneuerbare Energien
Die Technologie soll wetterunabhängig sein und auch bei Regen, Nebel oder Staub in der Luft funktionieren. Während der Prototyp noch eine eingeschränkte Reichweite hat, sind mit dem Strahl theoretisch Übertragungsdistanzen von mehreren hundert Kilometern möglich. Die wichtigste Voraussetzung ist eine ununterbrochene Luftlinie zwischen zwei der Antennen.
Diese Art der kabellosen Übertragung wäre nicht nur für Menschen in abgelegenen und schwer zu erreichenden Gegenden eine große Chance . Auch erneuerbare Energien könnten so effizienter und rentabler werden. Durch eine Senkung der Kosten für Infrastruktur könnten größere Gewinnspannen erreicht werden und bislang unrentable Gebiete für nachhaltige Stromerzeugung erschlossen werden. Kushnir hat große Hoffnungen: „Die Statistiken sind ziemlich überzeugend. Wir reden hier von einem potentiellen fünfzigprozentigen Anstieg an Aufnahmekapazität für nachhaltige Energien, bis zu 85 Prozent weniger Stromausfälle und eine Reduktion an elektronischen Infrastrukturkosten von bis zu 65 Prozent.“
Auch interessant
Tunnelbau für Elon Musk: Das Team der TU-München gewinnt Bohr-Wettbewerb der Boring Company – Rocketeer
Grüner Wasserstoff – Viel Hype um nichts? – Rocketeer