Robotics
Charmanter Roboter-Hund von Boston Dynamics kann mehr als nur tanzen
„Das ist ja furchteinflößend“ ist einer der ersten Kommentare unter einem Twitter-Video von Roboter-Hund Spot. Die Meinungen zu dem mechanischen Vierbeiner gehen weit auseinander. Die Einen finden ihn unglaublich süß, die Anderen erinnert er an an den gruseligen Roboter aus Black Mirror. Doch eines ist er ganz sicher: Ziemlich nützlich. Sowohl als Assistenz für amerikanische Polizeikräfte, als auch als Helfer in Krankenhäusern in der Corona-Krise machte „Spot“ in letzter Zeit Schlagzeilen und erlaubt so einen Blick in die zukünftigen Einsatzgebiete von Robotics.
Zuletzt war er in einem Neujahrs-Video von Boston Dynamics zu sehen, in dem er gemeinsam mit den anderen Roboter-Modellen der Firma zu „Do you love me?“ tanzte. Ein ebenso süßer und beeindruckender Anblick, der deutlich macht, wie weit die Entwicklung von Robotics in den letzten Jahren gekommen ist. Noch vor fünf Jahren war es, insbesondere für humanoide Roboter, ein Kunststück, bei komplizierteren Bewegungsabläufen nicht umzufallen.
Quelle: Boston Dynamics
„Spot“ als medizinische Unterstützung während Corona-Krise
Wie die Entwicklung weiter gehen könnte und in welchen Feldern uns Roboter in Zukunft unterstützen könnten, zeigte der vierbeinige Roboter „Spot“ im Sommer des letzten Jahres. Als in Amerika mehr und mehr Krankenhäuser der Überlastung nahe kamen, funktionierte der Roboter-Hund als medizinische Hilfskraft. Mit einem Tablet als Gesicht war der Roboter ein Avatar für das medizinische Personal, der zwischen PatientInnen und ÄrztInnen auf sichere Distanz vermitteln konnte. Der Vorteil: Ein Roboter wird weder krank, noch braucht er eine Pause. Und bietet sich damit für solche Vermittlungsjobs, oder Aufgaben wie das Liefern von Medikamenten, gut an. Bisherige medizinische Roboter scheitern oft an der Praktikabilität ihrer Hardware und sind auf menschliche Hilfe angewiesen, wenn sie beispielsweise stecken bleiben. Im Gegensatz dazu ist Roboter-Hund „Spot“ in seiner Steuerung sehr sensibel und kann auch schwieriges Terrain navigieren. Dank seiner 360 Grad Kameras vermeidet er automatisch Kollisionen – und wenn nötig, kann er auch ferngesteuert werden.
Quelle: Boston Dynamics
Umstrittener Polizei-Einsatz
Das ist einer der Vorteile, der auch die Polizei im amerikanischen Bundesstaat Massachusetts interessierte. Laut dem Radiosender wbur lieh sich die Polizei zwei der Roboterhunde. Die Roboter sollten demnach auf mögliche Einsatzzwecke getestet werden – ein Unterfangen, das nicht ohne Kritik von Bürgerrechtlern blieb. Zwar sagte ein Polizeisprecher wbur, „Spot“ sei lediglich als „mobiles Beobachtungsgerät“ eingesetzt worden, trotzdem fürchten einige Gegensprecher eine mögliche Ausstattung mit Waffen. Boston Dynamics äußerte sich zu der Kontroverse beschwichtigend. „Spot“ dürfe keinesfalls mit Waffen ausgerüstet werden, das verbiete auch der mit der Polizei Massachusetts abgeschlossene Leihvertrag.
Vermarktungsschwierigkeiten und Führungswechsel
Was allerdings außer dem Kundschaften „Spots“ zukünftige Aufgabe bei der Polizei sein wird, ist noch nicht festgelegt. Genauso wenig wie sein exakter Einsatzrahmen in Krankenhäusern. Boston Dynamics experimentiert nach wie vor mit den Einsatzoptionen für den Roboter-Hund. Ob in der Industrie oder der Bergrettung – die wandelbare Hardware des Roboters macht viele Einsatzmöglichkeiten denkbar. Doch genau das scheint auch eine Schwierigkeit beim Verkauf zu sein: Eine wirklich konkrete Marktlücke scheint „Spot“ noch nicht gefunden zu haben.
Erst im Dezember verkaufte der ehemalige Besitzer Softbank 80 Prozent seiner Anteile an den koreanischen Autokonzern Hyundai Motor. Damit wechselt Boston Dynamics schon zum dritten Mal die Führung. 2013 wurde der Roboter-Hersteller von Google-Mutter Alphabet übernommen, 2017 kam dann der Verkauf an den Techinvestor Softbank. Denn obwohl die Viralität der Roboter und ihre potentiellen Einsatzfelder hoch sind, scheint die Vermarktung nur schleppend voran zu gehen.
In einer Pressemitteilung spricht Masayoshi Son, CEO von Softbank, über die Zusammenarbeit mit Hyundai als eine Maßnahme um „den Weg der Firma auf dem Weg der Kommerzialisierung zu beschleunigen“. Mit echten Robotern lässt sich eben schwieriger Geld verdienen, als beispielsweise mit KI – auf die Alphabet nach dem Verkauf von Boston Robotics setzte. Denn ohne teurer Hardware sind Projekte leichter skalierbar. Wer sich einen Roboter von Boston Dynamics leisten möchte muss nämlich tief in die Taschen greifen. Seit Juli letzten Jahres gibt es „Spot“ zu kaufen – zu einem stolzen Preis von über 70.000 Dollar.
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Quelle Titelbild: Boston Robotics, LinkedIn