Kurssturz
Eine neue Dotcom-Blase? Der große Crash lässt an Kryptowährungen zweifeln
Die vergangenen zwei Jahre waren für den Krypto-Markt eine Achterbahn der Emotionen. Über mehr als ein halbes Jahr, vom Herbst 2020 bis in den Frühling 2021 kannte der Bitcoin (und mit ihm viele andere Kryptowährungen) im Prinzip nur eine Richtung: nach oben. Doch ziemlich genau vor einem Jahr, im Mai 2021 stürzte er von fast 60.000 auf rund 35.000 US-Dollar. Verglichen damit ist das aktuelle Absacken des Bitcoin-Kurses gar nicht so schlimm. Vor wenigen Wochen lag der Bitcoin bei rund 40.000, jetzt bei knapp 30.000 US-Dollar. Während damals unter anderem auf die Ankündigung Chinas, Kryptowährungen deutlich strenger regulieren zu wollen, panisch reagiert wurde, sorgen dieses Mal vor allem Entwicklungen innerhalb des Krypto-Kosmos für den Kurs-Sturz.
(Not so) Stablecoins
Der Übeltäter heißt Terra USD, ein sogenannter Stablecoin, der eigentlich, durch entsprechende Dollar-Rücklagen gedeckt, immer genau einen Dollar wert sein sollte. Allerdings ist der Terra USD ein algorithmischer Stablecoin. Das heißt, die Rücklage für einen Terra USD existiert nicht tatsächlich als ein Dollar, sondern in einer anderen Kryptowährung in der Höhe eines Dollars, in diesem Fall Luna. Lag nun einer der beiden Kurse über einem Dollar, konnte man diese in die andere Währung umtauschen und gewinnbringend verkaufen. Das funktioniert aber nicht, wenn auf einmal beide Kurse unter einen Dollar rutschen – was diesen Monat passiert ist.
Die wichtigste Währung in der Kryptowelt: Vertrauen
Um den Kurs wieder zu stabilisieren und das Vertrauen in die Währung zu erhalten, verkaufte die Stiftung hinter Terra USD Bitcoins. Das brachte wiederum den Bitcoin-Kurs ins Wanken. Als größte und bekannteste Kryptowährung hatte das natürlich große Signalwirkung und zog auch viele andere Währungen mit hinab. Somit sind viele, die auf den schnellen Reichtum durch Kryptowährungen gehofft hatten, schwer enttäuscht. Man muss sich dabei aber klarmachen, dass Kryptowährungen eine extrem volatile und unregulierte Anlage sind. EZB-Chefin Christine Lagarde hält sie gar für grundsätzlich wertlos: „Meine sehr nüchterne Einschätzung ist, dass Kryptowährungen nichts wert sind, dass sie auf nichts basieren, dass es keinen zugrunde liegenden Vermögenswert gibt, der als Sicherheitsanker fungiert.“
Chance für neue Anleger:innen
Andererseits bieten Crashs auch immer eine neue Chance, um mit wenig Geld einzusteigen und auf den nächsten großen Kurssprung zu hoffen. Sollten jetzt viele Neu-Anleger:innen die Möglichkeit nutzen, könnte das die Krypto-Kurse auch wieder stabilisieren.