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Beyond Banking

Geldverkehr sucht neue Überholspur

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Unter dem Stichwort „Beyond Banking“ imitiert die Finanzwirtschaft gerade, was ihr die Rulebreaker aus der Disruptions-Szene erfolgreich vorleben: Der Dienst an den Kund:innen entscheidet die Existenzberechtigung, nicht der Besitz von Technik.

„Kund:innen sehen in der Bank mehr als einen Konto- oder Zahlungsdienstleister. Unsere Studie zeigt, dass die Branche sich offensiver aufstellen muss, wenn sie den Wünschen des Marktes gerecht werden will“, sagt Christof Roßbroich, Senior Sales Executive bei ti&m in Frankfurt. Er und sein Team verstehen sich als Leader für Digitalisierungs-, Security-, Innovationsprojekte und -produkte in der Schweiz. Sie streben dasselbe in weiteren Finanz- und Technologiezentren an. Langfristig könne das Online-Banking bzw. das App-Angebot als zentrale Plattform dienen, um verschiedene Services zu bündeln und Kund:innen auf besondere Leistungen hinzuweisen. Darum geht es bei Beyond Banking.

„42 Prozent der Befragten haben sich in der Studie dafür ausgesprochen, eine Übersicht zu Verträgen und laufenden Kosten zu bekommen. In der Altersgruppe 18 bis 34 waren es sogar 51 Prozent. Das Konto wäre damit mehr als nur ein Zahlungsinstrument, sondern Mittelpunkt eines Financial-Planning-Dashboards“, zitiert Banking-Experte Roßbroich die Ergebnisse einer jüngsten Marktbefragung. „Auffällig ist, dass jüngere Kund:innen überdurchschnittlich oft solche Dienstleistungen erwarten. Wenn Banken eine junge Zielgruppe erreichen möchten, müssen sie auch gewillt sein, mit frischen Ideen auf sie zuzugehen.“

 

Beyond Banking: Da geht noch mehr

Auf was der ti&m-Mann anspielt, ist nur ein Mosaikstein eines größeren Trends, der unter dem Arbeitstitel „Beyond Banking“ gerade die Strategen aller großen Banken und Finanzgruppen beschäftigt. Non- und Near-Banking-Unternehmen, die auf den Markt drängen, globale Zahlungsdienstleister, die internationale Warenströme begleiten, und nicht zuletzt die boomende Fintech-Branche. Sieirbeln enorm Staub auf in den Büros der Geldbranche. So viel, dass mit „Saubermachen“ allein kein Durchkommen mehr ist. Seit dem Auftauchen der ersten Direktbanken und -broker war nicht mehr so viel Aufregung in den Geldfördertürmen. Zumal mit der Null- und Negativzinspolitik der Europäischen Zentralbank die traditionellen (Re-)Finanzierungsmittel der Finanzinstitute weitgehend trockengelegt sind.

Nur ein Beispiel von vielen: N26, die sich selbst als „die mobile Bank“ ins Spiel bringt, hat im Frühjahr die Einführung von On-Demand-Versicherungen für alle N26-Kund:innen in Europa bekannt gegeben. Sie sollen Versicherungen von verschiedenen Anbietern direkt über die N26-App abschließen und verwalten. Kommt es zum Versicherungsfall, ist ebenfalls die App der direkte Weg, um Policen abzuschließen, zu verwalten oder Ansprüche zu melden. Dahinter steckt eine Partnerschaft mit Simplesurance, einem InsurTech-Unternehmen. Das Potenzial ist enorm: Im Durchschnitt gibt jeder Europäer pro Jahr über 2.000 Euro für Versicherungen aus – zum Beispiel auch für das Smart­phone, auf dem die Apps laufen. Insgesamt kommt der EU-Versicherungsmarkt so auf ein jährliches Volumen von 1,3 Billionen Euro.

 

Auf der Suche nach neuen Geschäftsmodellen

Die Finanzwirtschaft bedient sich zusehends dessen, was sie in der Welt der Disruption beobachten – und was ihnen die eigenen IT-Dienstleister vorleben: „Deutsche Banken verändern aktuell ihren Ansatz für die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Aus ‚Wir bauen das selbst‘ wird mehr und mehr ‚Wir lassen uns die richtige Lösung bauen‘ und nutzen diese auf der Infrastruktur eines Partnerunternehmens“, erläutert Tomas Rederer, Partner FS Advisory und Head of Digital Operations bei PwC Deutschland, den aktuellen Trend zum „Banking as a Service“ (BaaS). Resultierend aus den Möglichkeiten des Cloud Computing erlaube das Konzept, den schnellen und IT-Ressourcen sparenden Einsatz neuer Technologien in Unternehmen und auch in Banken. BaaS setze genau an der Stelle an, an der viele Banken und Finanzinstitute immer wieder scheitern: bei der Implementierung innovativer Angebote und bei der wertschöpfenden Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. „Zukunftsorientierte Anwendungen wie Cloud-Plattformen, Open Banking, API-Banking, Banking Apps, Data Analytics oder Payment-Lösungen können mit BaaS schnell in die bestehende Infrastruktur integriert werden“, so Rederer.

Sein Beratungsunternehmen hat unter diesen Vorzeichen die Branche durchleuchtet und herausgefunden: Rund 95 Prozent der deutschen Banken wollen in den nächsten fünf Jahren ein eigenes digitales Ökosystem betreiben oder sich an einem beteiligen; gut die Hälfte plant dies bereits für 2022. Wie die PwC-Studie „Die neue Säule des Geschäftsmodells? Relevanz digitaler Ökosysteme für deutsche Banken – Befragung deutscher Bankentscheider“ ergab, sieht die große Mehrheit der befragten deutschen Bankmanager:innen aufgrund von Digitalisierung und neuen Kundenbedürfnissen die Relevanz digitaler Ökosysteme für die Branche deutlich steigend.

 

Jetzt muss es schnell gehen

Die Zeit drängt: „In anderen Branchen können Ökosysteme entstehen, in welchen die Kundenschnittstellen auch ohne Banken ganzheitlich besetzt werden. Deutsche Banken haben ihren dringenden Handlungsbedarf erkannt – der Reifegrad der Digitalplattformen ist bislang aber gering und die Operationalisierung häufig noch ungeklärt“, so Rederer. Beschleunigt werden soll der Aufbau daher durch den Zukauf von Technologien und bankfernen Produkten und Services. Die Ausrichtung digitaler Ökosysteme erfolgt dabei fokussiert entlang der Lebenswelten „Wohnen” und „Mobilität”.

Angesichts der zu erwartenden Vielfalt und möglicher „Winner-takes-all”-Entwicklungen von Netzwerkplattformprodukten wird Tempo beim Aufbau digitaler Ökosysteme zum wesentlichen Erfolgsfaktor, so die Analyse von PwC auf Basis der Befragung. Rund 90 Prozent der Banken wollen durch digitale Ökosysteme näher an die Kund:innen rücken und im Alltag für sie relevanter werden. Die Plattformen bieten die Chance, bankferne Produkte und Services aus verschiedenen Lebenswelten in das eigene Angebot zu integrieren.  Damit können Geldhäuser ihre Kund:innen künftig nicht nur mit klassischen Finanzdienstleistungen versorgen.  Zusätzlich können sie über eine modulare IT-Architektur und API-Schnittstellen gemeinsam mit Partner:innen auch vielfältige Services rund um die Gesundheit oder den Immobilienkauf, wie eine Rechtsberatung, Versicherungen oder Handwerkernetzwerke, bieten.

 

Digitale Ökosysteme

Unter einem digitalen Ökosystem verstehen wir ein sozio-technisches System. Dies bedeutet, dass ein solches Ökosystem neben digitalen, technischen Systeme Organisationen und Menschen sowie deren Beziehungen untereinander einschließt. Nehmen wir das Beispiel Flixbus, ein digitales Ökosystem zum Personentransport im Fernverkehr. Neben diversen Software- und ggf. Hardware-Systemen, zum Beispiel für den Kauf von Tickets oder für die Nachverfolgung von Bussen, umfasst es insbes. Passagiere, Busunternehmen sowie deren Fahrer:innen.

Quelle: Artikel Fraunhofer IESE im Magazin für Informationstechnik | Informatik Aktuell (informatik-aktuell.de)

 

 

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