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Femtech-Startup inne

„Inne“ – Ein Minilabor für den weiblichen Zyklus

Inne Reader Minilabor
Ein Minilabor zum bestimmen des weiblichen Zyklus
Das Startup inne bietet ein Minilabor für Zuhause an, mit denen Frauen ihren Hormonspiegel unkompliziert bestimmen können und so hormonfrei durch den Zyklus kommen. Wir haben mit Gründerin Eirini Rapti über ihr Minilabor, den Markt für Femtech-Startups und weibliche Gesundheit gesprochen.

Die Basaltemperatur oder die Östrogen-Konzentration im Urin messen: Wenn es um das hormonfreie Zyklustracking geht sind die meisten Methoden auf dem Markt eher umständlich. Das Startup inne will das mit einem Minilabor für daheim jetzt ändern. Das Labor misst den Spiegel des Fruchtbarkeitshormons Progesteron im Körper über einen einfachen Speicheltest.

 

Teststreifen, Minilabor und die passende App

Man nimmt also einen Teststreifen in den Mund und steckt diesen dann zum Auswerten in das Minilabor, das die Speichelprobe analysiert und die Ergebnisse an die passende inne-App weiterleitet. Während der Progesteronspiegel am Anfang des weiblichen Zyklus niedrig ist, steigt er um den Eisprung herum an. Diese Hormondaten werden durch einen Algorithmus ausgewertet, der so den Eisprung vorhersagen, und das fruchtbare Fenster einer Frau bestimmen kann.

 

Hohe Genauigkeit

Das inne Minilab erfasst dabei schon kleinste Veränderungen im Speichel. Mit einer Genauigkeit, die bisher nur durch Auswertungen in „echten“ Laboren möglich waren. Abweichungen von 0,0000000001 Gramm Progesteron sind laut inne in einem Millimeter Speichel feststellbar.

 

Wir haben uns mit inne Gründerin Eirini Rapti unterhalten. Um mehr über den Weg bis zum fertigen Minilabor, die Motivation hinter der Gründung und den Femtech-Markt zu erfahren.

Rocketeer: Woher kam die Idee für inne und wie lange hat es gedauert, bis das Minilab Wirklichkeit wurde?

Eirini Rapti: Das Minilab, wie es heute ist, ist ein Produkt von mehr als 3 Jahren Entwicklung und Revisionen. Die ursprüngliche Idee kam aus meiner eigenen Erfahrung mit der Temperaturmethode. Ich habe Ende 2015 mit der natürlichen Empfängnisverhütung begonnen. Die Vorteile, die das für das Bewusstsein und Wissen über meinen Körper brachte, waren immens – ebenso wie die Intimität, die es in meine Beziehung brachte. Ich habe allerdings erkannt, dass die Temperaturmethode nicht zu jeder Frau passt. Ich wollte eine Ebene tiefer gehen, um nicht nur Temperatur, sondern auch Hormone zu messen – der wahre Grund, warum sich die Temperatur über den Menstruationszyklus ändert.

 

Du hast in Großbritannien, Griechenland und Malaysia studiert und gearbeitet. Warum hast du dich für Deutschland – und speziell Berlin – als Basis für inne entschieden?

Als ich beschlossen habe, inne allein zu gründen, war ich auf der Suche nach eine Ort, an dem ich mich mit einer Startup-Kultur umgeben und einen Erfahrungsaustausch mit Mentoren haben kann. Ich war dabei, eine sechsmonatige Explorationsphase zu planen – und schließlich auch umzusetzen – um das Problem, das wir mit inne zu lösen versuchen würden, weiter zu erforschen und zu verstehen, bevor wir uns um Kapital kümmern oder legal ein Unternehmen gründen.

Damals gab es drei Haupt-Startup-Hubs: London, Berlin und Lissabon. In Berlin hatte ich Kontakt zu tollen Unternehmern. Die sind schon früh Mentoren für mich geworden und haben mir in ihren Büros Raum zum Experimentieren gegeben. Wir haben uns regelmäßig getroffen, um meine Fortschritte und Ideen zu diskutieren. Berlin ist auch eine hervorragender Mix verschiedener Kulturen, die zusammenkommen. Das hat es mir ermöglicht, in den frühen Stadien der Produktentwicklung Kontakt zu ganz unterschiedlichen Frauentypen zu knüpfen und viele verschiedene Frauen zu interviewen.

 

Der erste inne Launch fand mitten in der Corona-Krise statt. Wie hat sich das auf die Strategie ausgewirkt?

Nun, COVID beeinflusst unsere Gesellschaft und damit unsere Strategie nach wie vor, so dass es für uns eine sich ständig verändernde Realität bleibt. In den ersten Tagen des Launchs haben wir die Haupteffekte von COVID in der Produktionslinie gesehen. Da wurde der Warenverkehr schwierig und die Fabriken mussten aufgrund von Verzögerungen mit weniger Mitarbeitern arbeiten. Dann gab es Verzögerungen in klinischen Studien, die wir Anfang des Jahres geplant hatten. Weil sich Krankenhaus- und Forschungseinrichtungen für einige Zeit auf medizinische Behandlung konzentrierten und die Forschung entpriorisierten. Wir mussten auch einige unserer FDA-Zulassungspläne verschieben, weil wir für eine ganze Weile nicht reisen konnten und die FDA an sich einen Rückstand von Anfragen durcharbeiten musste.

 

Inne wird auf eurer Website als „Fruchtbarkeitsüberwachungssystem“ beschrieben. Kann es als Konzeptionsmethode verwendet werden?

Absolut! Man kann sein Ziel direkt in der inne App auf „schwanger werden“ setzen. Unser Algorithmus stellt dann sicher, dass man alle Spitzentage sieht, um die Chancen auf Empfängnis zu maximieren. Wir kümmern uns auch um eine Menge Inhalte für Frauen, die versuchen, schwanger zu werden. Und auch nachdem man schwanger geworden ist, kann man weiterhin seinen Progesteronspiegel in den ersten Wochen der Schwangerschaft überwachen. Das ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Schwangerschaft und kann auch ein tolles Tool für Gespräche mit dem Arzt sein.

 

Was unterscheidet inne von anderen hormonfreien Cycle-Tracking-Methoden wie der Basal-Körpertemperaturmessung?

Wo fange ich an?! Zuallererst, misst inne direkt die Hormone und nicht ein sekundäres Körperzeichen wie Temperatur, das sich aufgrund von hormonellen Veränderungen ändert. Durch die direkte Messung der Hormone macht inne mehr und mehr Informationen über den eigenen Körper und die weibliche Gesundheit zugänglich, je länger man es verwendet. Außerdem kann man seinen täglichen Test mit unserem inne-System jederzeit innerhalb eines vorher festgelegten 4-Stunden-Fensters machen – so muss man sich nicht mehr darum kümmern, sofort nach dem Aufstehen die Temperatur zu messen. Oder sich Sorgen über die Auswirkungen von Alkoholkonsum oder Schlafmangel machen, weil das die Messung beeinflussen könnte. Es macht die Morgenroutine simpel und flexibel, so dass man es so nahtlos wie möglich in den Alltag integrieren kann.

 

Was sind eure Hauptziele für inne in den nächsten fünf Jahren?

Unser oberstes Ziel ist es, unsere Produkte und Angebote immer weiter zu überarbeiten und zu innovieren. Damit wir noch mehr aussagekräftige Einblicke in weibliche Gesundheitsthemen bieten können. Nicht nur im Bezug auf Fruchtbarkeit, sondern in Zukunft auch noch fokussierter auf andere wichtige weibliche Gesundheitsthemen. Beispielsweise Themen wie Endometriose, PCOS, die Wechseljahre oder die Optimierung von Ernährung und Bewegung, um den Hormonhaushalt auszugleichen.

 

Welchen Herausforderungen stellen sich Femtech-Unternehmen in der Start-up-Welt?

Der Zugang zu Finanzkapital ist ein echter Kampf für Femtech-Unternehmen. Da die Produkte von einer männlich dominierten Investmentgemeinschaft schwerer verstanden werden sinken die Chancen einen Investor zu finden, der das Problem und den Lösungsansatz nachvollziehen kann.

Aber genauso herausfordernd finde ich die Tatsache, dass Femtech als Markt nicht gut verstanden wird. Es gibt wenige seriöse Studien und Marktforschungsarbeiten, die den Femtech-Markt quantifizieren und erklären. Das macht es für viele Menschen schwierig, seine Bedeutung zu erkennen. Sowohl im Hinblick auf das finanzielle Potential, als auch im Hinblick auf die Aufmerksamkeit für Frauenprobleme, die mit Technologie gelöst werden könnten.

 

Und welche Herausforderungen musstest du persönlich bei der Entwicklung von inne überwinden?

Die Finanzierung ist immer eine Herausforderung für jedes neue Startup. Vor allem im Bereich Femtech, wo noch viel geforscht werden muss. Und vor allem in unserem Fall, weil wir wussten, dass die Entwicklungsphase lange dauern würde. Auf meinem Weg bestand die größte Herausforderung darin, den Networking-Aspekt, der für einen reibungslosen Ablauf der Finanzierung notwendig ist, damit zu balancieren gleichzeitig auch sehr in das Produkt eingebunden zu sein. Ich bin Produktgründerin und die Arbeit am Produkt gemeinsam mit meinen Kolleg/innen und unseren Testerinnen war immer mein Faible. Also musste ich mich selbst herausfordern, um sicherzustellen, dass das Fundraising genauso viel Aufmerksamkeit bekam, wie der Rest meiner Zeit.

 

Glaubst du, dass Produkte wie inne dazu beitragen können, die Art und Weise zu ändern, wie wir den weiblichen Zyklus sehen?

Absolut! Ich glaube, wenn man die Wissenschaft in die Hände von Frauen legt, können sie sie in ihr tägliches Leben integrieren. Wir haben die Möglichkeit, so viel über den weiblichen Körper, den Menstruationszyklus und die hormonelle Gesundheit zu entdecken. Eine Fülle von Informationen, die seit Jahrzehnten ignoriert und unterrecherchiert werden!

 

Bild: inne

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