Kaffeepause mit …
Antonia Widmer, Leiterin, Allgäu Digital und Gründerregion Allgäu
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Italienisch: zum Frühstück Cappuccino, am liebsten im Kreis meiner Familie, nachmittags Espresso. Gerne auch als Doppio. Immer ohne Zucker – dafür in Gesellschaft.
Wo setzt du noch auf analoge Technik?
Post-Its und Whiteboard. Da kann ich mit den digitalen Tools nicht so gut. Ich gehe beim Nachdenken gerne auf und ab und nutze meine Hände. Für mich entsteht dabei Struktur gleichzeitig im Kopf und vor mir auf der Wand. Und eine handschriftliche Karte oder einen Brief finde ich in bestimmten Situationen definitiv persönlicher und wertschätzender als die digitale Variante.
Was ist eine Herausforderung, die du in letzter Zeit gemeistert hast?
Die Herausforderung, die uns eigentlich immer begleitet, ist es, mit den limitierten Ressourcen, die wir haben, das zu meistern, was wir für die Region erreichen wollen. Hier ist der Balanceakt zwischen dem Machbaren und der Vision manchmal ein Spagat, der auch frustrierend sein kann. Aber umso genialer, wenn es läuft. Und ganz konkret: wir sind – wie ich finde – extrem gut durch die Corona Beschränkungen gekommen, wir haben schnell unser Angebot und unsere Veranstaltungen umgestellt und haben in der Zeit noch „Fans“ dazu gewonnen und sind insgesamt in der Region besser verwurzelt als noch vor 1,5 Jahren. Und das mit einem kleinen Team, das die meiste Zeit nur virtuell miteinander kommuniziert hat.
Als Leiterin von Allgäu Digital hast du täglich mit vielen innovativen Konzepten zu tun. Was braucht es, damit dich eine Idee so richtig begeistert?
Als erstes der unbedingte Wille zum Erfolg beim Team. Menschen, die für Ihre Idee brennen, können immer über sich hinaus wachsen. Das andere ist meiner Meinung nach, immer die Kundenseite mitzudenken. Ist das Problem, das ich löse, wirklich relevant für eine breite Menge oder ist das vielleicht nur eine Nische, die ich persönlich toll finde?
„Digital“ steckt schon im Namen und ihr organisiert auch regelmäßig Workshops und Veranstaltungen zu dem Thema. Wie steht es deiner Meinung nach um die digitale Transformation in Deutschland?
Da gibt’s Luft nach oben, das ist ja kein Geheimnis. Aber das ist ja auch immer eine Chance. Vor allem für die Startups, die wir betreuen. Grundsätzlich zeigt sich für mich ein zweigeteiltes Bild: es gibt Unternehmen, die sind sehr weit und können absolut problemlos mit der internationalen Entwicklung Schritt halten, sind sogar Vorreiter in bestimmten Dingen und haben kaum Berührungsängste. Aber das was bei uns im Alltag als Bürger:innen ankommt ist eben oft ein Trauerspiel. Sei es WLAN im öffentlichen Raum, Verwaltungsprozesse, Schulen, Infrastrukturthemen. Das tut schon manchmal weh. Und natürlich gibt es dann die kleineren Unternehmen, die schlichtweg nicht wissen, wie sie’s anpacken sollen. Hier sehe ich auch unseren Auftrag. Die steigende Zuhörer:innenschaft unseres Allgäu Digital Podcasts oder das hohe Interesse an unseren Veranstaltungen zeigt das für mich eindrücklich. Es gibt in der Region großen Bedarf an Austausch, an konkretem Voneinander lernen.
Du warst und bist selbst auch als Kommunikations Coach selbstständig. Was hat dich diese Zeit der Selbständigkeit gelehrt? Gibt es Dinge, die du jungen Gründer:innen aus eigener Erfahrung mitgibst?
Nicht entmutigen lassen und immer wieder am eigenen Angebot arbeiten. Besser sein als die Konkurrenz. Sich nicht nur in der Social Media Reichweite messen, sondern im Feedback der tatsächlichen Kund:innen. Qualität zahlt sich langfristig immer aus. Weniger Personality–Nabelschau – außer man arbeitet als Influencer:in ! Da ist Eigenmarketing unumgänglich – und mehr den Kunden und die Kundin mit deren Bedürfnissen in den Mittelpunkt stellen.
Was ist deiner Meinung nach die wichtigste Botschaft, die Gründer:innen oder Interessent:innen einmal gehört haben sollten?
Erfolg ist harte Arbeit. Umgebt Euch mit Menschen, die Euch konstruktiv begleiten, die Euch ehrliche Sparringspartner auf Augenhöhe sind und die auch für Euch da sind, wenn es einmal nicht so gut läuft. Und die Euch dann die Leichtigkeit geben können, um mit Tatkraft und Optimismus weiter zu machen.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Schwierig, weil es schwer dazustellen ist. Mein Metier ist Sprache und nicht Grafik. Also hier mein Briefing für die Grafikabteilung: dieses Jahrhundert ist das Jahrhundert des Miteinanders. Wir brauchen mehr Co-Kreation und Kooperation, wir brauchen interdisziplinäres Denken – Stichwort Circular Economy. Und wir müssen die Problemlösungsfähigkeit von diversen Teams nutzen. „Kirchturmdenken“ hat ausgedient. Die Startup Szene macht das vor: hier werden Ökosysteme gebaut, es wird voneinander gelernt, gemeinsam gearbeitet, Ressourcen Allokation neu gedacht. Das ist für mich der Weg in die Zukunft. Over to you. 😊