Kaffeepause mit …
Husain Mahmoud, Gründer und Unternehmer
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Ein Espresso nach dem Mittagessen, selbstverständlich ohne Milch.
Kannst du dich und deinen Werdegang kurz vorstellen?
Ich bin in Syrien geboren und 1989 nach Deutschland geflohen. Nach einer Ausbildung zum Versicherungskaufmann war ich einige Zeit als Kundenberater tätig. Da habe ich aber schnell gemerkt: Das ist ein Haifischbecken.
Also habe ich eine Ausbildung zum Masseur und Physiotherapeuten gemacht. Das war im Krankenhaus aber auch Akkord-Arbeit und hat nicht mit dem Idealismus übereingestimmt, wegen dem ich den Beruf eigentlich machen wollte.
Ich bin dann drei Jahre ins Ausland und nach meiner Rückkehr nach Deutschland wollte ich mich selbstständig machen, habe dann aber ein Jobangebot von der Augusta Bank bekommen und wurde später von Gothaer abgeworben.
Acht Jahre später habe ich dann doch mit einem Partner gegründet: Den Pflegedienst auxiliamus, den ich mittlerweile wiederverkauft habe.
Vor drei Wochen habe ich jetzt meine Praxis VivoVital Physiotherapie gegründet.
Du hast also zweimal gegründet?
Eigentlich dreimal! Das erste Mal war eine Unternehmensberatung, um Bildungseinrichtungen dabei zu unterstützen, Vielfältiger zu agieren.
Du hast also die Perspektive eines Gründers, genauso wie die eines Angestellten. Was sind deiner Meinung nach die Vor- und Nachteile?
Als Gründer hat man die Möglichkeit, selbstwirksam und mit voller Verantwortung eine Idee umzusetzen. Man ist dem Ergebnis voll ausgesetzt, hat aber trotzdem die Möglichkeit, alles zu gewinnen. Das ist als Angestellter nie möglich.
Du hast dich in Augsburg unter anderem als Vorsitzender des Integrationsbeirats und Präsident der Wirtschafts-Junioren Augsburg engagiert. Was möchtest du mit deinem Engagement bewegen?
Augsburg hat mir so viel gegeben und hat meiner Familie die Möglichkeit geboten, hier gut zu leben. Da habe ich das Verantwortungsgefühl, etwas zurück geben zu wollen – Es geht darum, die Waage in Balance zu halten. Und, ganz wichtig: Nicht nur zu reden, sondern wirklich zu machen!
Auf welche Themen oder Projekte bist du stolz?
Eines meiner Highlights war, die Bundeskonferenz der Wirtschaftsjunioren Deutschland in Augsburg veranstaltet zu haben.
Oder auch das Augsburger Augsburger Jobshuttle, das ich mitgegründet habe. Dahinter stand die Idee: Warum nicht Unternehmen dazu bringen, sich bei Azubis zu präsentieren, statt andersherum? Das war ein großer Erfolg, wir haben seit 2013 jährlich ca. 2.500 Schüler und Schülerinnen bewegt und fast alle namhaften Unternehmen in Augsburg waren dabei.
An einem weiteren Projekt „Ein Augsburger namens Peterle“ war ich während der Flüchtlingskrise beteiligt. Da haben wir uns die Frage gestellt: Wie bekommen wir Orientierung für die Geflüchteten? Wie bringen wir rüber, was es heißt, hier zu leben?
Also haben wir in der Stadthalle eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, um den Neuankömmlingen zu zeigen, wie es ist, in Deutschland geboren zu sein. Und das von Anfang an: Man wird geboren, nimmt in den meisten Fällen den Namen des Vaters an, mit drei Jahren kommt man in den Kindergarten, nach der Grundschule kann man die weiterführende Schule wählen und so weiter. Wir haben die Stationen, die man in Deutschland durchläuft, dargestellt, um einen Eindruck des Lebens hier zu vermitteln. Das Ganze wurde in drei Sprachen übersetzt: Arabisch, Äthiopisch und Englisch.
Was würdest du dir für Augsburg und seine Zukunft wünschen?
Augsburg hat am 08. August den Friedenstag. Zurzeit ist dieser sehr institutionalisiert, es kommen immer die gleichen Menschen. Ich wünsche mir, dass dieser historische Friedenstag, der Augsburg so einzigartig macht, auch wirklich von den Augsburger Bürgern gelebt wird.
Wir haben es in Augsburg schonmal geschafft, Brücken zu bauen. Ich glaube, das ist auch in Zukunft möglich.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Die Überschrift würde lauten: Mut zur Selbstwirksamkeit. Um den Mut zu inspirieren etwas Eigenes zu machen, um selbst die Möglichkeit zu haben, etwas zu gestalten.