Kaffeepause mit …
Julia Köberlein, Gründerin und Kreativkopf von Kontextlab
Gemeinsam mit Erich Seifert und Bernhard Scholz gründete Julia Köberlein Kontextlab. Die Plattform macht es für Kunden verschiedenster Branchen einfach, komplexes Wissen mithilfe von interaktiven Wissensmaps zu vermitteln. Das Themendossier „Der Kontext“, in dem aktuelle Themen per Wissenskarten mit Tiefgang dargestellt werden, war das Pilotprojekt des Teams.
Wie trinkst du deinen Kaffee?
Am liebsten im Glas, einen Espresso mit Hafermilchschaum, etwas Zimt und Kardamom
Was liest du gerade? / Hast du einen Buch- Podcast- oder Blogtipp für uns?
Ich lese meistens mehrere Bücher parallel. Aktuell:
- Die kleinste gemeinsame Wirklichkeit von Mai Thi Nguyen-Kim
- Erste Person Singular von Haruki Murakami
- Sprache und Sein von Kübra Gümüşay
Du hattest die Idee, Wissen in seinem Kontext zu vermitteln, bereits während deiner Masterarbeit. Wie hat das zur Gründung von Kontextlab geführt?
Es hat einfach sonst keiner gemacht! Aber von vorn. Nachdem ich mein erstes Studium mit einem Diplom abgeschlossen hatte, war das Masterstudium für mich einfach nur ein Weg, bei dem ich mich mit dieser Thematik vertieft auseinandersetzen konnte – ohne von Alltagsgeschäften am Neudenken gehindert zu werden. Für dieses Thema brenne ich also schon sehr lange, denn ich habe schon vor vielen Jahren gemerkt, wie häufig die eigene Meinungsbildung durch fehlendes Kontextwissen beeinflusst wird. Mir ist es bei mir selbst, an meinem täglichen Nachrichtenkonsum, aufgefallen, wie häufig mir Hintergründe und die weitreichenden Zusammenhänge gefehlt haben, um mir ein ganzes Bild zu machen. Nachdem ich auf das Konzept meiner Masterarbeit von vielen Seiten gespiegelt bekommen habe, dass es Vielen gleich geht, war für mich von Anfang an klar, dass ich diesen Ansatz in die Realität führen möchte. Das war dann wohl der Start für die Gründung von Kontextlab.
Was ist deiner Meinung nach der spannendste Use Case, in dem eine eurer Kontextmaps zum Einsatz gekommen ist?
Den einen spannendsten Use Case gibt es nicht, denn unsere Kontextmaps werden in sehr diversen Brachen für ganz unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Was ich aber immer wieder aufs Neue spannend finde, ist eben jene Vielfalt, für die Kontextmaps eingesetzt werden und einen Mehrwert schaffen können.
Zu Beginn dachten wir nur an eine neue Form journalistischer Vermittlung. Doch wie wir im Laufe der Zeit gelernt haben, ist die Vermittlung von Inhalten in ihrem Kontext auch in ganz anderen Bereichen enorm wichtig. Grob lässt sich das auf den Einsatz zur Kommunikation, im Wissensmanagement und in der Bildung zusammenfassen.
Mit Der Kontext produziert ihr auch ein eigenes Online-Dossier, das komplexe Sachverhalte zugänglich abbilden will. Wie teilst du dir deine Zeit auf? Bist du eher Kontextlab-Gründerin oder Kreativkopf für Der Kontext?
Ich würde mich eher als Kreativkopf und Gründerin von Kontextlab bezeichnen. Das Dossier Der Kontext ist dabei mittlerweile eines der Produkte, das wir selbst produzieren und ohne den es unser Kontextmaps Tool mit Sicherheit nicht geben würde. Der Fokus hat sich in den letzten Jahren aber immer mehr auf die Weiterentwicklung der webbasierten Software und die Umsetzung von Kontextmap Projekten für Auftraggeber verschoben. Dieses Jahr werden wir eine komplett erneuerte Version unseres Tools veröffentlichen und wollen uns verstärkt auf die SAAS Lösung konzentrieren. Insofern ist das aktuell eine sehr spannende Phase und ich freue mich enorm zu sehen, wie stark sich alles entwickelt hat.
Worin liegt der Reiz, Wissen in Form vernetzter Karten zu vermitteln? Sehnen sich viele Nutzer:innen in einem von Informations-Fluten geprägten Alltag nicht eher nach einfachen und knappen Informationen?
Das Problem mit den einfachen knappen Informationen besteht ja genau darin, dass sie nur scheinbar zu einer tieferen Erkenntnis führen. Eben weil so viele einzelne Informationen in unserer Zeit auf uns einwirken, wird die Vermittlung des Kontextes immer wichtiger. Die Bedeutung einer einzelnen Information kann sich im Gesamtbild komplett verändern.
Ich beobachte auch, dass viele Nutzer:innen eben durchaus sehr gerne tiefgründig verstehen wollen aber dann von der Informations-Fülle erschlagen werden, die sie für sich selbst recherchieren und durcharbeiten müssten.
Dies beschreibt nicht nur die Situation im Bereich der Berichterstattung, sondern trifft auch auf ein Problem zu, das viele Unternehmen haben. Das Wissen steckt häufig in Silos.
Damit das Wissen in Unternehmen produktiver eingesetzt werden kann, reicht es eben nicht sich in nur einem Feld zu vertiefen. Das Erkennen des Gesamtzusammenhangs ist von enormer Bedeutung, und diesen zu Erarbeiten setzt eine gewisse Offenheit und genug Zeit voraus.
Mit den Kontextmaps setzen wir an genau dieser Stelle an – denn relevante Perspektiven und Zusammenhänge werden darin visuell zusammengefasst und zugleich kann sich jeder Nutzer und jede Nutzerin in spezifischen Informationen vertiefen. Sozusagen von der Übersicht in das Detail eintauchen.
Was ist eine Herausforderung, die du meistern musstest, mit der du vor der Gründung nicht gerechnet hättest?
Hahaha, gute Frage! Um ehrlich zu sein beinahe jede Herausforderung! Das selbstständige Arbeiten war mir schon vor der Gründung sehr vertraut. Von daher bin ich davon ausgegangen, dass das alles sehr einfach funktioniert. Was ich dabei aber total unterschätzt habe ist, welche enorm größere Herausforderung es bedeutet ein eigenes Produkt zu entwickeln und dieses in den Markt zu bringen. Dieser Unterschied zwischen Selbstständigkeit und Unternehmertum war mir früher nicht bewusst. Aber es hat mich auch nicht abgeschreckt. Im Gegenteil. Ich empfinde es als unglaublich bereichernd ständig Neues zu lernen, flexibel zu bleiben und mich auch immer wieder aus meiner Komfortzone hinaus zu bewegen. Auch wenn das sehr anstrengend ist, habe ich in den Jahren seit der Gründung so viel wie nie zuvor gelernt und bin auch persönlich weit mehr gewachsen als jemals zuvor.
Du kommst selbst aus dem journalistischen Bereich – welche Frage hätten wir noch stellen sollen?
Ihr habt, wie ich finde, sehr durchdachte Fragen gestellt. Vielen Dank dafür! Eine potentielle Frage könnte noch sein, was das Wichtigste ist, das ich gelernt habe.
Meine Antwort wäre: Es dauert alles länger als man denkt, aber das Durchhalten lohnt sich!
Und würdet Ihr mich nach den wichtigsten Eigenschaften von Unternehmern fragen, würde ich antworten: Durchhaltevermögen, eine gute Balance zwischen Zielstrebigkeit und Flexibilität, Empathie und eine gute Portion Sturheit.
Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?
Auf das Cover käme natürlich eine schicke Kontextmap und der Titel und Subhead wäre:
The deep dive revolution! How an innovative approach overcomes the challenges in our information overloaded world and how our knowledge becomes more productive thanks to context.