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Kaffeepause mit …

Luisa Bliesze, Projektleitung ZamBam Sports

Sport und Nachhaltigkeit - zwei Begriffe, die selten zusammen genannt werden. Das Projekt ZamBam Sports will das ändern, indem es in Sambia Schienbeinschoner aus Bambus produzieren lässt und so dort auch Arbeitsplätze schafft.

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Am liebsten trinke ich Cappuccino mit Hafermilch, das finde ich eine gute Kombi.

Wer oder was inspiriert dich?

Meine Reisen – ich bin gerade im Auslandssemester in Kolumbien und es ist das 21. Land, das ich bereise. Es ist unglaublich, wie sehr einen andere Kulturen beeinflussen. Jedes Mal, wenn ich wieder nach Hause komme, habe ich das Gefühl, etwas mitgenommen zu haben. Ich fühle mich durch meine Reisen eher wie ein „citizen of the world“ statt nur deutsch. Meine prägendste Reise, eine Backpacking-Tour durch Asien, hat mir zum Beispiel gezeigt, mit wie wenig Sachen man auskommen kann und trotzdem total happy ist.

Wie sieht deine Arbeit an dem Projekt typischerweise aus?

Seit ich in Kolumbien bin, habe ich mir den Dienstag als reinen ZamBam-Sports-Arbeitstag festgelegt, an dem haben wir unsere Team-Calls weil auch andere aus dem Team im Auslandssemester sind. Durch die Calls und den Austausch mit den Anderen sitzt man auch nicht den ganzen Tag alleine vor dem Laptop. Es gibt viel zu organisieren, es stehen eine Crowdfunding-Kampagne und im kommenden Jahr die Ausgründung des Unternehmens in Deutschland an. Als Studierende müssen wir uns natürlich auch in viele Themen einlesen, dadurch sind unsere Aufgaben sehr vielfältig. Pro Woche arbeite ich 15-20 Stunden neben dem Studium für ZamBam.

Was macht ZamBam Sports?

Wir produzieren nachhaltige Schienbeinschoner für Fußballer:innen aus Bambus. Seit anderthalb Jahren arbeiten wir an verschiedenen Prototypen. Wir haben den Produktionsprozess bewusst einfach gehalten, um neue Arbeiter:innen schnell einarbeiten zu können. Die Schoner werden aus einem halbierten Bambusrohr hergestellt, das dann zugeschnitten und geschliffen wird. Wir können die Schienbeinschoner auch mit einem Laseraufdruck personalisieren, um etwa das Vereinslogo oder den Namen aufzudrucken. Das nennen wir die Drei-Stufen-Produktion. Der Schienbeinschoner ist eines der ersten Produkte, später werden wir auch noch andere Produkte für den Sportbereich entwickeln – sei es aus Bambus oder aus anderen nachhaltigen oder recycelten Materialien. Wir wollen den Sportbereich nachhaltiger gestalten, denn im Vergleich etwa zur Ernährung ist Nachhaltigkeit im Sport noch kaum ein Thema. Das ist unser Ziel für Deutschland. In Sambia haben die Menschen oft gar keine Schienbeinschoner, dort wollen wir die Verfügbarkeit steigern mit einem bezahlbaren, lokal produzierten Produkt aus einem lokalen Rohstoff.

Was ist das Ziel des Projekts?

Wir haben für Deutschland und Sambia unterschiedliche Ziele: In Sambia möchten wir die Verfügbarkeit von Schienbeinschonern erhöhen und Arbeitsplätze schaffen. Wir machen keine Charity, das Unternehmen soll sich selbst tragen und finanzieren können. Damit wollen wir die dortige Wirtschaft fördern. Unsere Mitarbeiter:innen verdienen für dortige Verhältnisse sehr gut, in etwa das Dreifache des Durchschnittslohns.
In Deutschland und Europa steht vor allem der Nachhaltigkeits-Aspekt im Vordergrund. Hier wollen wir die Sportbranche nachhaltiger machen und Awareness schaffen.

Wo steht ihr gerade in der Entwicklung eures Produkts?

Wir haben einen finalen Prototyp, für den wir in Sambia schon eine Zulassung haben, in Deutschland liegt er noch beim TÜV. Ende des Jahres läuft eine Crowdfunding-Kampagne für den Verkaufsstart in Sambia an. Für Mitte des nächsten Jahres planen wir die Ausgründung in Deutschland, etwa zur gleichen Zeit sollte unser Produkt dann auch in Deutschland auf den Markt kommen.

Was hat dich dazu bewegt, bei Enactus bzw. ZamBam Sports mitzumachen?

Ich bin eher durch Zufall bei Enactus gelandet, ich habe den Verein im letzten Jahr bei der Iniativenstraße an der Uni kennengelernt und war vom Projekt ZamBam direkt begeistert. Hier kann ich etwas mit Purpose und mit sozialem Charakter machen. Außerdem vereint ZamBam auch meine Leidenschaft für Sport und natürlich durch den Business-Aspekt die Anwendung von Inhalten aus meinem Studium (Global Business Management).
Das Projekt erfüllt mich total und hier habe ich das Gefühl, wirklich etwas bewegen zu können. Außerdem lerne ich so viel, Dinge die weit über das Studium hinaus gehen.

Was hast du für dich persönlich schon aus der Arbeit in dem Projekt mitnehmen und lernen können?

Ganz klar: Flexibilität! In einem jungen Unternehmen braucht es die. Sei es, weil man sich in neue Themen einarbeiten muss oder weil noch keine klaren Strukturen existieren. Außerdem: Kreativität – gerade, wenn man wenig Geld zur Verfügung hat, muss man bei der Lösung von Problemen eben kreativ werden. Als Teamleitung habe ich auch gelernt, wie wichtig eine gute Stimmung und Kommunikation im Team ist. Gerade jetzt, wo unser Team auf fünf Zeitzonen verteilt ist. Unsere Koordination klappt sogar so gut, dass niemand Nachtschichten schieben muss.
Außerdem hat die Beschäftigung mit dem Thema Nachhaltigkeit meinen Blick dafür im Alltag nochmal deutlich geschärft.

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Ganz eigennützig unseren ZamBam-Schienbeinschoner. Aber nicht nur, um uns zu promoten, sondern auch um damit auf den Aspekt der Nachhaltigkeit in der Sportbranche aufmerksam zu machen. Damit die Menschen sehen, dass man konventionelle Produkte auch nachhaltig fertigen kann. Der andere Punkt, den wir damit abdecken ist auch die Wirtschaft in Sambia bzw. Afrika. Wir sind alle eine Welt, in der Kooperation mit der Welt kann man für viele einen Mehrwert schaffen, nicht nur für unsere Umwelt oder nur für uns in Deutschland, sondern auch für die Menschen in Sambia. Wir wollen damit zeigen, dass man in Afrika nicht nur Charity machen kann, sondern dass man mit Entwicklungsländern zusammenarbeiten und deren Wirtschaft fördern kann.

 

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