Kann Twitter den Erfolg von Start-Ups vorhersagen?

Das kontroverse Netzwerk Twitter hat schon für unzählige größere und kleinere Skandale gesorgt. Während es ursprünglich als Forschungs- und Entwicklungsprojekt gedacht war, sind die Beiträge auf Twitter heute relevante Faktoren bei gesellschaftlichen Meinungsbildungsprozessen und politischen Entscheidungen.

Hunderttausende Tweets ausgewertet

Ein Team von Forschenden hat sich mit der Frage beschäftigt, wie sich die Meinung von Twitter-User:innen zu bestimmten Technologien auf die Bewertung von Startups durch Venture-Capital-Gesellschaften auswirkt. Dafür hat das Team über 400.000 Tweets zu 37 Technologien und mehr als 4.600 Finanzierungsrunden zwischen 2008 und 2017 analysiert.

Twitter lässt Bewertung steigen

Dabei kam die Studie zu dem Schluss, dass sich Risikokapitalgeber tatsächlich zu einem gewissen Maß vom Twitter-Hype beeinflussen lassen. Der Autor, Prof. Andranik Tumasjan von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz, rät jungen Hightech-Startups durchaus auf einen gewissen Twitterhype zu setzen, um eine höhere Bewertung zu erreichen. Er sagte: „Gerade junge Unternehmen sind am Anfang ihrer Tätigkeit, wenn noch nichts produziert oder verkauft wird, schwierig zu bewerten. Das heißt, die Risikokapitalgeber entscheiden über Investitionen in Technologie-Start-ups vor dem Hintergrund großer Unsicherheiten.“

Soziale Medien potenziell anfällig für Manipulation

Das wirft allerdings auch die Frage auf, ob soziale Medien nicht auch zum Zwecke der Überhöhung des eigenen Unternehmens oder bestimmter Technologien manipuliert werden können. Bei Kryptowährungen hat das künstliche Hoch- und dann wieder Niederreden mit „Pump and Dump“ schon einen eigenen Namen. Kritiker:innen werfen diese Praktik etwa dem dauertwitternden Multimilliardär Elon Musk vor, der es 2021 für kurze Zeit ermöglichte, Teslas auch mit Bitcoin zu bezahlen, das jedoch bald darauf wieder rückgängig machte.

Patente sind ein verlässlicherer Erfolgsindikator

Risikokapitalgebern empfiehlt Tumasjan daher, sich eher an Patentanträgen oder bereits bewilligten Patenten zu orientieren, da diese ein stärkerer Indikator für den langfristigen Erfolg von Startups bis hin zum Börsengang sind. Dennoch sieht er die Stimmung auf Twitter als einen zu berücksichtigenden Faktor für die Risikokapitalfinanzierung: „Damit erachten wir Twitter zwar als ein neues Signal für die Risikokapitalfinanzierung, allerdings nur als ein schwaches Signal im Gegensatz zu Patenten“ sagte Tumasjan.