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PackAir

Quadratisch, praktisch, umweltfreundlich

Bilder: PACKAIR
Online-Bestellungen gehen schnell, einfach und unkompliziert. Aber je häufiger bestellt wird, umso mehr Verpackungsmüll häuft sich dabei an. Dank eines Allgäuer Start-ups könnte dieses Problem bald der Vergangenheit angehören. Gründer Martin Säckl stellt den Packair vor.

Jede:r hat es bestimmt schon einmal erlebt, dass eine kleine Bestellung in einem viel zu großen Karton ankam. Der steht dann wochenlang rum, bis er endlich in die ­sowieso schon volle Papiertonne passt. Genau dieses Erlebnis hatten Martin Säckl, Raphael Vogler und Alena Hold mit ­einem Zentimeter großen Feststellschrauben. Daraufhin ­tüftelten die drei an einer nach­haltigen Verpackungslösung für den Bereich E-Commerce. Und die Voraus­setzungen hierfür sind denkbar günstig: Der 30-jährige Martin ist Innovations­manager, der eine Leidenschaft für Kreislaufwirtschaftsmodelle hegt, ­Raphael ist Produkt­designer mit Schwerpunkt kreislauf­wirtschafts­fähiges Design und Alena hat bereits in mehreren Start-ups ­gearbeitet. Derzeit übernimmt sie das Projekt- und Teammanagement. ­Martin und Raphael haben schon einmal gemeinsam als Gründer-Team agiert, damals ging es um nachhaltige Brotzeit­boxen. Hier war das Verpackungs­problem auch ein Thema. „Wir waren alle drei in einer ­kreativen Phase, in der wir ­versucht haben, die Welt vor ­unserem inneren Auge nachhaltiger zu gestalten. Also haben wir uns auf dieses Problem konzentriert und kamen 2019 auf die Idee, das Paket einfach aufzublasen“, sagt Martin Säckl. Bereits seit mehr als einem Jahr läuft die Arbeit an einem sehr entwicklungsintensiven Produkt: der Packair.

Funktionsweise und Vorteile

Es ist die erste automatisierbare, volumeneffizient aufblas­bare Mehrweg-Verpackungslösung mit Rücknahmesystem für den Versandhandel. Damit lassen sich tonnenweise Müll und CO2 ­einsparen. Seine Funktionsweise ­ähnelt einer kleinen Hüpfburg, die den Inhalt schützt. Das Paket besteht aus einer pneumatischen Tragestruktur, sodass über ein zweites steuerbares Luftpolster der Innenraum erstellt wird, sobald das Produkt reingelegt wird. Das hat laut dem Gründer enorme Vorteile: „Online-Händler sparen sich dank des vollautomatisierten Auf­blasens circa sieben Sekunden bei der Fertigstellung für den Versand. ­Derzeit kostet dieser Vorgang bis zu zwölf ­Sekunden, wir brauchen nur zwei.“ Auch die Rückgabe ist gut händelbar, denn dann wird die Luft abgelassen und die Sendung ­verbraucht weniger Platz im Transporter. So passt mehr für den Rücktransport rein.

Nach jedem durchlaufenen Zyklus wird der Packair ­gewartet. Aufgrund der modularen Konzeption können ­einzelne Komponenten bei Verschleiß des Kunststoffs einfach ausgetauscht werden. Diese werden recycelt und können wieder für die erneute ­Produktion ­herangezogen werden. Im Durchschnitt hält die Erfindung 100 Kreisläufe durch.

Ab 2024 Mehrwegsystem im E-Commerce

„Unsere dritte Generation an Prototypen wird ­momentan im Verpackungslabor geprüft und ­zertifiziert. Die Markteinführung planen wir für 2024. Aber bereits jetzt gibt es einige spannende Pilotprojekte mit großen Online-Händlern. Daher sind wir immer auf der Suche nach neuen ­Inves­tor:innen“, erklärt der Innovationsmanager. Angestrebt wird ein Pay-per-use-Modell, bei dem sich das Start-up an die Versandmenge und ­Bedürfnisse des Händlers anpasst, sodass dieser pro Zyklus im ­Sinne eines Verpackungsleihmodells zahlt. Herkömmliche Kartonagen müssen hin­gegen weit im Voraus eingekauft werden, ­verbrauchen Lagerkapazität und werden durch den Anstieg der ­Papierpreise immer teurer.

Und die Idee der drei Gründer:innen trifft auf rege Begeisterung, denn sie haben den ersten Platz beim Allgäuer Gründerpreis 2022 belegt. „Es war das erste Mal, dass wir unsere Erfindung vor so vielen Menschen vorgeführt hatten. Dementsprechend nervös waren wir, aber alles lief nach Plan. Das positive Feedback hat uns darin ­bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, sagt der 30-Jährige.

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