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Umweltschutz

Räumkommando in Flüssen: Hochseeschutz mal anders

Bilder: Manuel Hollenbach, everwave
Jährlich landen rund 11 Millionen Tonnen Müll in unseren Gewässern. Das hat weitreichende Folgen für die Umwelt. Das Start-up everwave aus Aachen nimmt sich diesem Problem an, um die Menschen für das Thema zu sensibilisieren.

Im Jahr 2025 werden laut Expert:innen etwa 80 Millionen Tonnen Plastikmüll in den Ozeanen und Meeren schwimmen. Jedes weitere Jahr kommen elf Millionen Tonnen dazu. Aufgrund ­fehlender Entsorgungssysteme landet dieser in der Umwelt. Hier handelt es sich also um eine ­Angelegenheit, die schleunigst einer fundierten Lösung bedarf, die auch längerfristig Erfolg ­verspricht. Das Start-up everwave verfolgt dabei seit seiner Gründung 2018 einen ganzheitlichen Ansatz. Es geht nicht nur darum, den Müll zu beseitigen, sondern auch überhaupt erst zu verhindern, dass dieser über die zahlreichen Flüsse in die Ozeane gelangt. Eine positive Welle der Veränderung hin zu ­einer verantwortungsvollen Gesellschaft für gesunde Ozeane ist das Credo.

Auszeichnung für Engagement

Um dieses Ziel zu erreichen, werden zwei Verfahren angewandt: durch mobile CollectiX-Müllsammelboote, die bereits in Europa und Asien ­unterwegs sind, und eine fest installierte Filter-Plattform namens HiveX. Die insgesamt drei zur Verfügung stehenden Müllsammelboote haben seit 2020 bereits 692.000 Kilogramm Müll aus Flüssen wie Donau oder Mekong gesammelt. Im Frühjahr 2022 kam die Plattform HiveX zum ersten Mal in Padua nahe Venedig zum Einsatz. Derzeit befindet sie sich noch in einer weiterführenden Entwicklungs- und Optimierungsphase. HiveX wird stationär auf Flüssen befestigt, beruhigt deren Strömung und fängt so den Abfall auf. Überall dort, wo die Plattform nicht hinkommt, soll in Zukunft einmal das CollectiX-Boot Abhilfe schaffen, um beide Konzepte miteinander zu verbinden. Die Solar Impulse Foundation von Bertrand Piccard hat beide Methoden mit dem Solar Impulse Efficient Solutions Label ausgezeichnet.

Selbst Drohnen sind am Projekt beteiligt, denn sie scannen den Müll. Die hieraus entstandenen Aufnahmen analysiert eine KI, in Kooperation mit dem Deutschen Forschungsinstitut für Künstliche Intelligenz. So ergeben sich wertvolle Erkenntnisse über Herkunft und Zusammensetzung des Mülls. Das gesammelte Material lässt sich dadurch mit lokalen Recyclingpartnern effektiver verwerten und zusätzlich werden Recyclingstrukturen optimiert. Denn Plastik hat ein hohes ökologisches Potenzial. „Nachhaltig und intelligent designt, können Kunststoffabfälle in eine Kreislaufwirtschaft geführt werden, ohne auch nur eine ihrer effizienten Eigenschaften einzubüßen – statt, wie so häufig, verbrannt zu werden“, erklärt Jacqueline Plaster, Teil des Forschungs- und Entwicklungsteams von everwave. Daher beteiligt sich das Start-up ebenso am Aufbau von neuen Infrastrukturen im Recyclingbereich wie etwa eine eigene Sortierstation in Kambodscha.

Kostenintensives Vorhaben

Allerdings ist der Erfolg des Start-ups an wirtschaftliche Faktoren geknüpft. „Die jahrelange Forschung, die Entwicklung der Technik und schließlich mehr und mehr Einsätze auf der ganzen Welt sind teuer“, sagt CEO Clemens Feigl. Unterstützung erhält der Betrieb daher sowohl durch Investoren als auch durch jahrelange Partnerschaften mit Unternehmen wie Mastercard, Grohe und der Audi Stiftung für Umwelt. Umweltschutz ist schließlich nur dann nachhaltig, wenn er auch rentabel ist.

everwave hat daher das System der „Plastic Credits“ eingeführt. Im Auftrag von Unternehmen holt das Start-up Abfall aus den Gewässern. Für jeden Euro wird ein Kilogramm Müll entfernt. So können Firmen ihren Müll- beziehungsweise Plastikfußabdruck kompensieren, schildert CEO Feigl: „Wirtschaft und Umweltschutz, die häufig als Gegenspieler bezeichnet werden, arbeiten so Hand in Hand. Es ist ein wenig so, als entstünde aus Müll eine Währung.“

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