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Berührung per App

Die „wearable love“-Kollektion von H&M und Smart Clothing

Mit wearable love Distanzen überwinden
Berührungen während Corona
Berührungen trotz Corona? Mit dieser Jacke angeblich ganz einfach. H&M LAB kündigt mit „wearable love“ ein Jeansjacke an, mit der man sich gegenseitig Berührungen schicken kann - trotz physischer Distanz. Das Ganze funktioniert per App und mit Bluetooth. Doch dahinter steckt ein Unternehmen, dass größere Visionen hat, als eine Jacke mit Touch-Funktion.

„Ob Fernbeziehung oder Social Distancing – egal warum du deine Liebsten gerade nicht in der Nähe haben kannst: wearable love hilft dir, Grenzen zu überwinden und bringt zusammen was zusammen gehört“ heißt es auf der Website von H&M Lab zu ihrem neuen Projekt: Einer Jeansjacke, mit der man angeblich die Berührungen anderer Menschen spüren kann, egal wie weit sie weg sind. Möglich werden soll das durch flexible Sensoren. Die sind in die Schulterpartie der Jacke eingearbeitet und können durch eine zugehörige App aktiviert werden. Wer also die wearable love Jacke besitzt, kann seine Freunde dazu einladen, sich per Bluetooth Berührungsmuster zu senden. Damit man nicht einfach von jedem angetatscht werden kann, dürfen aber nur ausgewählte Personen, die man zu seiner „Love List“ hinzugefügt hat, Berührungen senden. Die Signale sollen von Außen nicht sichtbar sein und sich wie eine echte Berührung anfühlen.

 

Innovativ oder Creepy?

Doch auf besonders viel Enthusiasmus ist die Idee bis jetzt noch nicht gestoßen. Zumindest dem Kampagnentrailer auf YouTube wurde wenig Begeisterung entgegengebracht. „Das ist creepy af“ lautet der erfolgreichste Kommentar unter dem Video. Und ein anderer: „kranke Welt“. Aber kaufen kann man die Jeansjacke sowieso noch nicht. Und auch wann ein erster Prototyp verfügbar sein wird, ist noch nicht klar. Auch würden die „Wearables“, wie das H&M Lab seine mit smarter Elektronik ausgerüsteten Klamotten nennt, nicht in allen H&M Stores, sondern nur in ausgewählten Pilotflächen zur Verfügung stehen. Mit solchen und anderen Konzepten – wie ein Ladencafé, Kleidung zum ausleihen oder online maßgeschneiderte Hemden – soll das Lab dem Modekonzern einen Innovationsboost verschaffen.

 

Schlaue Klamotten, nicht nur als Spielerei

Hinter der„wearable love“-Jacke, steckt aber nicht nur das H&M Lab. Die Technologie liefert ein Unternehmen für „digitale Fashion“, das Klamotten zu Smart Wear machen will: boltware. Boltware ist ein B2B Startup aus Berlin, mit dem Ziel „die Lücke zwischen klassischen Klamotten und high-end Digitalgeräten zu schließen“. Und das nicht nur in der Fashionwelt. Neben Klamotten wie „wearable love“, die eine Verbindung zu sozialen Netzwerken ermöglichen, oder beispielsweise Notfallkontakte im Falle eines Unfalls informieren, produziert boltware auch Spezialkleidung für Sport und Arbeit. Bei den Sportklamotten soll integriertes Performance-Tracking, eine automatische Meldefunktion für gefährliche Unfälle, sowie ebenfalls eine Netzwerk-Funktion möglich sein. Prototypen oder Kollaborationspartner gibt es hier aber scheinbar noch nicht. Dafür arbeitet boltware im Bereich der Arbeitskleidung mit Siemens zusammen. Die „Siemens Safewatch“ informiert Arbeiter bei einfahrenden Zügen und anderen Gefahren und soll so mehr Sicherheit garantieren. Das Projekt ist bereits in der Testphase.

Ob sich Jacken mit Berührungsfunktion durchsetzen werden, oder ob und wann H&M Lab seine „wearable love“-Collection überhaupt auf den Markt bringt, bleibt abzuwarten. So oder so ist die Idee hinter smart clothing eine spannende, die auch in anderen Bereichen als in Style-Fragen Zukunftspotential hat.

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