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Kaffeepause mit …

Gründercoach und Achtsamkeitstrainerin Dr. Martina Dopfer

Martina Dopfer
Martina Dopfer hat ein wissenschaftliches Kognitionsmodell entwickelt
Dr. Martina Dopfer ist Vorreiterin in der Verknüpfung von Digitaler Innovation, Entrepreneurship und Achtsamkeit. Sie ist Autorin von “Achtsamkeit und Innovation in integrierten Organisationen”, sowie Gründercoach und Gründerin von myndway. Durch ihre Promotion an der Universität St. Gallen, am HIIG in Berlin und an der UC Berkeley über digitale Geschäftsmodellinnovation von Startups und etablierten Unternehmen hat sie ein wissenschaftliches Kognitionsmodell für die Gestaltung von Veränderungsprozessen entwickelt. Die Neurowissenschaft ergänzt ihren Zugang um die menschliche Bewusstseinsperspektive. Als Speaker und Beraterin trägt Frau Dr. Dopfer ihre Vision von menschlichen und erfolgreichen Unternehmen in die Welt.

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Am liebsten: Hafermilch Latte mit schönem Schaum.

 

Was ist ein Thema, dass dich gerade besonders fasziniert?

Die Veränderbarkeit bzw. Plastizität des menschlichen Gehirns und wie wir diese alle nutzen können, um gesünder, glücklicher und auch erfolgreicher zu sein. Wobei Erfolg für mich nicht unbedingt das ist, was Menschen generell darunter verstehen. Erfolg ist für mich, wenn ich es schaffe, beruflich und privat authentisch zu sein und meinen persönlichen Sinn zum Ausdruck bringen zu dürfen, zum Nutzen vieler wunderbarer Menschen.

 

Was hilft dir dabei, fokussiert zu bleiben?

Das liegt jetzt vermutlich auf der Hand: Die Achtsamkeitspraxis durch Yoga und Meditation. Aber auch lange Spaziergänge in der Natur helfen mir, mich immer wieder zu erden und im aktuellen Augenblick zu sein.

 

Achtsamkeit und Entrepreneurship scheinen auf den ersten Blick nicht unbedingt zusammen zu passen, trotzdem verbindest du diese zwei Welten. Wieso ist es deiner Meinung nach wichtig, Achtsamkeit auch in die Business-Welt zu integrieren?

In meiner Forschung zu Digitalisierung, Entrepreneurship und Innovation ist mir ein Satz immer wieder begegnet: „Das haben wir schon immer so gemacht.“

Dieser Satz drückt für mich die große Unsicherheit aus, die Menschen empfinden, wenn es um Veränderung geht. Aber Veränderung ist menschlich und ein natürlicher Teil unseres Lebens. Das hat mich dazu gebracht mich zu fragen, wie ich Menschen dazu ermutigen kann, mehr Mut und Selbstvertrauen in sich zu entdecken, um mit diesen Unsicherheiten umzugehen und Veränderungen in Unternehmen und darüber hinaus mitzugestalten. Die Verknüpfung von Achtsamkeitspraktiken mit Innovationsmethoden war für mich ein logischer Schritt – und dass sich daraus ein Unternehmen ergeben wird, schien irgendwann auch klar.

Entrepreneurship ist ja eigentlich nichts anders als den Mut in sich zu finden, etwas Neues zu wagen. Mit der Gründung von myndway habe ich das persönlich gemacht. myndway ist getragen von der Vision, Achtsamkeit in die Unternehmenswelt zu bringen, um den einzelnen Menschen im Unternehmen zu ermutigen, Innovation, Veränderung und inneres Unternehmertum mitzugestalten.

 

Wie lebt man Achtsamkeit im (Arbeits-) Alltag? Wie gehst du vor, wenn du Unternehmen diesbezüglich coachst?

In dem man sich darüber bewusst ist, dass Achtsamkeit nicht per se Meditation oder Yoga bedeuten musst. Achtsamkeit ist eine Haltung, die Präsenz, Mitgefühl und Nicht-Urteilen miteinander vereint. Im Einzelcoaching mit Führungskräften überlegen wir gemeinsam, wie Achtsamkeit sie darin unterstützen kann, ihre Mitarbeitenden zu befähigen und gemeinsam mit ihnen Veränderungen zu gestalten. In unseren myndway Trainings geht es noch mehr um achtsame Methoden wie z.B. gemeinsame Team Check-Ins, um den Fokus zu erhöhen, oder achtsame Kommunikation, um die gegenseitige Wertschätzung zu fördern. In den letzten Monaten ist Resilienz extrem wichtig geworden und so schauen wir in den Trainings auch immer mehr darauf, welche Methoden helfen, mit Stress und Druck umzugehen. Das können bspw. bewusste Atempausen sein.

 

Gibt es deiner Erfahrung nach eine Korrelation zwischen Achtsamkeitsmaßnahmen in Unternehmen und Produktivität? Welche positiven Effekte siehst du?

Absolut. Teams aus Unternehmen bestätigen mir immer wieder, dass sie nach Einführung des Team Check-Ins einen erhöhten Fokus in Teammeetings wahrnehmen und über die dadurch Zeit effizienter werden. Zudem bestätigen diverse Studien, dass schon 10 Minuten Achtsamkeitspraxis pro Tag über 6-8 Wochen die Entscheidungsfähigkeit von Führungskräften verbessert und Menschen bei komplexen Aufgabenstellungen weniger Fehler machen. Ich sehe aber einen Faktor, der mir besonders am Herzen liegt: Achtsamkeitspraxis macht wertschätzender. Sie hilft im Arbeitsalltag weniger kritisch mit sich zu sein und dadurch auch den Kolleg*innen wertschätzender zu begegnen. In einer agilen Arbeitswelt, in der es immer mehr ums Miteinander geht, ist das eine Superpower, die ich lieber betonen möchte als die Produktivität, die ein guter Nebeneffekt sein mag.

 

Du bietest Coachings an, um die eigenen einschränkenden Glaubenssätze zu hinterfragen – welche Überzeugungen sollte man denn für das persönliche Wachstum am besten hinter sich lassen?

Die limitierenden Glaubenssätze greife ich sowohl im Coaching als auch in den achtsamkeitsbasierten Trainings für Führungskräfte und Teams auf. Wir alle haben bestimmte Sätze, die wir uns täglich sagen, die uns aber nicht unbedingt dienen. Ein Beispiel: „Arbeit muss weh tun.“ Wirklich? Ich finde, Arbeit sollte Spaß machen, immerhin verbringen wir sehr viel unserer Zeit damit. „Ich muss studieren, um Job xy zu bekommen.“ In unserer sich rasant verändernden Arbeitswelt stimmt das oft nicht mehr und dieser Glaubenssatz begleitet viele Arbeitnehmer*innen über Jahre, so dass sie sich oft im Job auch nicht zutrauen, Dinge einfach mal auszuprobieren. „Ich muss alles zu 120% machen.“ Hier greift der innere Kritiker immer wieder so hart durch, dass die Menschen manchmal gar nicht mehr sehen, wenn sie ihre Sache auch bei 100% schon sehr gut gemacht haben. Dieser Glaubenssatz geht Hand in Hand mit „Ich bin nicht genug.“

Das Problem an der Sache ist: Je mehr wir diesen Glaubenssätzen glauben, desto mehr strahlen wir das auch aus. Erschwerend kommen die sog. Spiegelneuronen hinzu, die unser Gegenüber dazu verleiten, uns zustimmen zu wollen. In anderen Worten: Was wir anderen durch unsere Ausstrahlung erzählen, glauben sie uns auch. Ein Teufelskreis.

Darum ist es ganz wichtig, sich immer wieder zu fragen: Welche Sätze erzähle ich mir immer wieder? In welchen Situationen halten sie mich besonders auf? Und wie kann ich die Sätze umformulieren und sie mir immer wieder erzählen, bis ich irgendwann den limitierenden Glaubenssatz vergesse. Ein Beispiel: Statt „Ich bin nicht genug.“, erzähle Dir „Ich bin genug.“

 

Was glaubst du ist die wichtigste Eigenschaft die man mitbringen muss, wenn man ein Startup gründen möchte?

Puh… Ich denke, das ist Durchhaltevermögen gepaart mit innerer Motivation.

 

 Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Eine Kombination aus einer Raupe und einem Schmetterling. Dieses Bild erzählt für mich die Geschichte der Transformation in ihrer eigenen Schönheit und ist gleichzeitig sehr ehrlich. Denn oft beginnt Veränderung mit einer unschönen, vielleicht sogar schmerzlichen Erfahrung und doch bahnt diese Erfahrung oft den Weg zu etwas Schönem und Buntem. Sie verleiht uns Flügel, wie dem Schmetterling, und macht uns gleichzeitig zu einer Inspiration für andere.

 

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