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Kaffeepause mit …

Journalist und Gründer detektor.fm Christian Bollert

Christian Bollert
Journalist und Gründer detektor.fm Christian Bollert
Christian Bollert ist deutscher Journalist und Medienmacher. Als Mitgründer und Geschäftsführer des Podcast-Radios detektor.fm setzt er sich für qualitativ hochwertigen Journalismus und die Zukunft des digitalen Radios ein. Wir haben mit ihm darüber geredet, was sein persönlicher Leblingspodcast ist, warum er gezielt auf diverse Teams setzt und wieso immer mehr Medienhäuser den direkten Kontakt mit ihren NutzerInnen pflegen.

Wie trinkst du deinen Kaffee?

Morgens brauche ich normalerweise gar keinen Kaffee, da ist mein Energielevel in der Regel hoch genug. Aber nachmittags genieße ich neben einem Kaffee mit absurd viel Milch vor allem den damit verbundenen kurzen Spaziergang zu einem meiner Lieblingscafés. Ich bin übrigens der Meinung, das Beste am Kaffee ist der Milchschaum und der Geruch.

 

Wann kommen dir die besten Ideen?

Das lässt sich so pauschal gar nicht sagen, manchmal tatsächlich beim Cappuccino mit Kollegen, beim Lesen oder auf dem Rennrad. Ehrlicherweise aber oft genug auch am Schreibtisch, im ICE oder vorm Laptop.

 

Was ist ein Thema, dass dich gerade besonders fasziniert?

Mich fasziniert gerade die Frage, wie wir als Gesellschaft und als Teams von unterschiedlichen Erfahrungshorizonten noch besser profitieren können. Durch mein ehrenamtliches Engagement für „Wir sind der Osten“ ist mir in den letzten Monaten noch deutlicher klar geworden, welche Chancen individuelle und kollektive Erfahrungen bieten. Seitdem arbeite ich noch intensiver daran, diverse und heterogene Teams aufzubauen.

 

Welche Trends siehst du in der Medienbranche, die man in nächster Zeit auf keinen Fall verpassen sollte?

Ich beobachte, dass viele Medienunternehmen erkannt haben, dass sie selbst eigene direkte Zugänge zu Nutzerinnen und Nutzern brauchen, auch wenn das sehr anstrengend ist. Egal ob Newsletter, Login-Bereiche oder Podcasts, alle momentan angesagten Mediengattungen haben eine direkte Kontaktmöglichkeit. Natürlich beobachte ich sehr genau, dass vor allem Podcasts in den vergangenen drei, vier Jahren einen immensen Schub bekommen haben. Im journalistischen Bereich sind besonders tägliche Podcasts enorm gewachsen und haben fast schon eine eigene Untergattung entwickelt. Spannend finde ich im Podcast-Markt, dass neben den journalistischen Podcasts, bei denen wir selbst mit namhaften Partnern wie brand eins, t-online, Spektrum, SPIEGEL oder Süddeutscher Zeitung zusammenarbeiten, zuletzt auch der Entertainment- und Fiction-Bereich extrem stark gewachsen ist. 2021 werden wir garantiert noch mehr hochwertige Podcasts hören, die mit deutlich größeren Budgets und damit noch mehr Professionalität produziert werden.

 

Du bist Gründer und geschäftsführender Gesellschafter von detektor.fm. Was hat dich damals zu der Gründung bewegt? Was war die Zielsetzung?

Kerngedanke von detektor.fm ist es von Anfang gewesen, journalistische Angebote für eine digitale Audiowelt zu entwickeln. Der Gründungsimpuls kam dabei aus zwei Beobachtungen: Zum einen schon 2007/2008 die Faszination für das damals noch junge Medium Podcast und zum anderen die Müdigkeit gegenüber vielen klassischen Radioformaten. Unser Ziel war es, Angebote zu schaffen, die Leute bewusst anklicken, abonnieren oder anhören. Außerdem war uns schon bei der Gründung klar, dass Audio und Podcasts das Potential haben, eine besondere Tiefe und Analyse in Themen zu bringen und deshalb gerade für journalistische Inhalte ideal geeignet sind. Bei unserem Start im Jahr 2009 haben nur sehr wenige daran geglaubt, dass Podcasts und digitale Audioangebote einmal die Aufmerksamkeit erhalten, die sie heute – verdientermaßen – bekommen.

 

Wie wichtig ist es, im Journalismus Innovation voran zu treiben? Und was sind die größten Hindernisse?

Wie in allen Branchen müssen natürlich auch die Macherinnen und Macher im Journalismus neue digitale Geschäftsmodelle entwickeln, wenn sie zukunftsfähig bleiben wollen. Ein großes Hindernis sind, wie auch in anderen Bereichen, die Beharrungskräfte in den Organisationen selbst sowie die Angst davor, eigene Geschäftsmodelle mit neuen Ideen und Produkten zu kannibalisieren. Ohne Mut und Innovationen bleibt den Leuten jedoch irgendwann nur noch, den eigenen Niedergang möglichst effizient zu managen.

 

Welche Erwartungen sollte man nicht haben, wenn man gründen möchte? Und worauf kommt es wirklich an?

Für mich persönlich ist schon vor dem Start klar gewesen, dass die Gründung eine sehr lange Reise werden würde und, dass wir nicht nach sieben oder zehn Jahren damit „durch“ sind. Nur deshalb kann ich seit mehr als elf Jahren solch ein Engagement für die Idee von detektor.fm aufbringen. Im Mittelpunkt steht und stand bei mir immer der schöpferische Gedanke ein zeitgemäßes journalistisches Audio-Medium aufzubauen. Natürlich muss sich das Ganze wirtschaftlich tragen, aber wer auf Rendite und Reichtum abzielt, sollte sicher kein journalistisches oder kreativwirtschaftliches Unternehmen gründen. Gleichzeitig kann ich mir beruflich nichts Schöneres und Erfüllenderes vorstellen, als im Team an der Verwirklichung unserer Idee zu arbeiten.

 

Was ist dein aktueller Lieblingspodcast?

Mein aktueller Lieblingspodcast ist absolut kein Geheimtipp mehr, aber im Umfeld der US-Wahlen in den letzten Wochen wieder mehr in meinen Fokus gerückt, „The Daily“ von der New York Times. Es ist gleich aus mehreren Perspektiven bemerkenswert, was dem Team um Michael Barbaro da in den letzten Jahren gelungen ist. Journalistisch sind die Folgen ganz vorne mit dabei, in Sachen Audioproduktion gibt es momentan kaum etwas Besseres und dann ist es der New York Times ganz offensichtlich auch gelungen, ein attraktives Geschäftsmodell aus den mittlerweile über vier Millionen täglichen Abrufen zu entwickeln.

 

Wenn du die Möglichkeit hättest, das nächste große Cover einer weltweit aufgelegten Zeitschrift zu entwerfen, was würdest du drauf machen?

Ich würde mich vorher einmal mit dem Team der Zeitschrift zusammensetzen und überlegen, ob es nicht sinnvoll sein kann, dass wir gemeinsam ein Podcast-Konzept entwickeln und einen Podcast kreieren, den es so noch nicht gibt. Das Cover würde ich dann direkt für die Bewerbung dieses Podcasts nutzen. Denn gerade zum Start ist große Aufmerksamkeit für den Podcast natürlich essentiell.

 

Du willst dich mit Christian vernetzen? Hier lang.

 

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