Startup-Szene
Video App aus dem Allgäu erhält sechsstellige Finanzierung
Die App Mozaik ermöglicht einfache, intuitive und dabei gleichzeitig professionelle Videoproduktion direkt auf dem Handy. Ein Konzept, mit dem die beiden Gründer Neele Maarten de Vries und David Knöbl nicht nur Kunden, sondern auch Investoren überzeugen konnten.
Von klassischer Videoproduktion zur smarten App
Die Geschichte der beiden Gründer startet bereits kurz nach dem Abitur. Neele und David gründen gemeinsam die erste Firma, den Vorgänger der Picture Framing GmbH, und produzierten damals noch ganz klassische Videos. Irgendwann kamen die beiden auf die Idee, Videos in Echtzeit zu personalisieren. „Was wir dann gemacht haben ist, dass wir uns dann mit einem Entwickler zusammengetan haben, der auch immer noch bei uns im Team ist, und wir angefangen haben zu entwickeln, was wir jetzt noch Dynamic Video nennen.“ So Mitgründer Neele Maarten de Vries. „Also eine cloudbasierte Möglichkeit, in Echtzeit Videos zu rendern“. Der Ansatz zeigte auch erste Erfolge. Das Problem sei aber immer die Skalierbarkeit gewesen. Der Implementierungs- und Planungsaufwand und die Initialkosten waren für jedes Projekt aufs Neue sehr hoch. „Dann haben wir uns mit den Kunden von Damals zusammengesetzt und mal wirklich gefragt: ‚Was ist eigentlich euer Problem?‘ Zusammengefasst haben wir eigentlich durch die Bank die Antwort bekommen: ‚Wir haben Probleme, überhaupt Videos zu erstellen.‘ Das war Anfang 2019 und das war der Punkt, an dem wir angefangen haben zu planen, wie wir unsere Technologie verwenden können, um dieses Problem der Videoerstellung zu lösen. So haben wir angefangen Mozaik zu bauen. Als Lösung, um mit dem Smartphone im Unternehmen möglichst einfach und schnell gebrandete Videos erstellen zu können.“ So de Vries.
Was ist Mozaik?
Mozaik ist eine Video-App, die es Firmen erlaubt, möglichst einfach und günstig gebrandete Videos zu produzieren – und das mit dem Smartphone. Das Design ist simpel und leicht verständlich: Sobald sich Nutzer die App heruntergeladen haben, können sie aus verschiedenen Videovorlagen wählen, die unterschiedliche Use Cases abbilden. Beispielsweise Videos zu Events, Employer Branding oder Erklärvideos. Zu jeder Vorlage gibt es ein Beispielvideo, bei dem man sieht, wie das Endprodukt aussehen könnte. Wer sich für eine der Vorlagen entschieden hat, kann sofort loslegen: Szene für Szene wird man durch das Video gelotst, jeweils mit kurzen Anweisungen zu den jeweiligen Abschnitten, wie „Jetz in die Kamera winken“. Eine einfach und intuitiv zu bedienende App, die nur einen Zweck hat: Videos erstellen. Diese Einfachheit ist laut Mitgründer Neele de Vries auch eines der wichtigsten Merkmale: „Dadurch, dass es so angeleitet ist, braucht es in den Firmen kein Briefing, alles ist komplett selbsterklärend. Damit sparen diese sich enorm viel Arbeit“. Kunden können sich für eines der Abomodelle entscheiden, um eigenes Branding in die Videos einzufügen. Zusätzlich gibt es einen Corporate Bereich, in dem Firmen auch ihre eigenen Vorlagen bekommen, die auf die CI angepasst sind.
Die Idee kommt an
Mittlerweile hat Mozaik mehr als fünfzig Unternehmens-Kunden. „Unter anderem ProSiebenSat.1, oder Leute von Vodafone. Wir haben Steuer- und Finanzberater, wir haben Universitäten, die die Software nutzen. Es ist schon eine sehr breite Userbase. Und dafür haben wir jetzt auch die Finanzierungsrunde gestartet.“ Kommentiert de Vries die aktuelle Investition. Vorbereitet hatte die Finanzierungsrunde das BayStartUP Investorennetzwerk. Zu den Kapitalgebern gehören Bayern Kapital, die Venture-Capital-Gesellschaft des Freistaats Bayern, sowie die Nürnberger Müller-Medien Unternehmensfamilie und ein Business Angel.
Wir haben uns mit den beiden Gründern darüber unterhalten, wie sie jetzt weitermachen, was hinter der Idee von Mozaik steckt und ob sie im Allgäu bleiben werden.
Wie plant ihr mit der Investition weiterzumachen? Was sind eure nächsten Schritte?
Neele de Vries: Unsere Roadmap ist ziemlich vollgepackt. Wir haben zum einen viele Produktbausteine, die wir hinzufügen werden. Wir haben auch eine Web-App, die soll ausgebaut und weiterentwickelt werden. Das Hauptziel ist, in Deutschland, auf der Grundlage die wir jetzt haben, stark skalieren zu können. Wir stecken jetzt Geld in Marketingbudgets.
Auf der anderen Seite müssen wir natürlich Personal aufbauen. Je mehr Nutzer wir haben, desto mehr Leute brauchen wir im Support. Und wir brauchen Entwickler, damit wir in der Entwicklung insgesamt schneller werden können. Wo wir in den letzten zwei Monaten auch jemanden eingestellt haben, ist bei der Erstellung der Videovorlagen. Das ist natürlich das Kernelement von Mozaik. Da ist es wichtig, dass das was wir machen, supercool ist. Damit wir auch möglichst viele Use Cases abbilden können.
David Knöbl: Wenn man es vielleicht in einem Satz zusammenfassen möchte: Sowohl die ganzen Features auf unserer Roadmap, als auch der Community-Ansatz ist alles darauf ausgelegt, dass wir mit dieser Investition jetzt wirklich jedem die Möglichkeit geben, Video-Content für sich zu nutzen. Denn aktuell können das eigentlich nur große Unternehmen mit viel Marketingbudget.
Wer ist eure Zielgruppe?
Neele de Vries: Wir haben beispielsweise viele Sparkassen als Kunden und das ist auch ein typischer Nutzer. Denn das sind Organisationen, die sich stark modernisieren, die im Zuge dessen viel Videocontent brauchen und die deshalb auch Interesse an einem Tool haben, das das möglichst schnell und günstig umsetzbar macht. Zusammengefasst also Unternehmen, die gerade mitten in der Digitalisierung stecken und erkannt haben, welchen Mehrwert Video-Kommunikation bietet.
Ihr seid ja in diesen zwei Jahren seit der Gründung relativ schnell gewachsen. War das von Anfang an der Plan, oder hat euch das selbst überrascht?
Neele de Vries: Wir haben aktuell 14 Leute, aber nur fünf davon arbeiten Vollzeit. Mitte 2019 haben wir gegründet, letztes Jahr im Juni sind wir auf den Markt gekommen, Anfang Juli 2020 hatten wir den ersten Kunden. Das ging schon relativ schnell. Wobei – unsere Roadmap war noch knapper.
Beim ersten Gründungsprojekt, als wir die Personalisierung von Videos gemacht haben, sind wir etwas ungeplanter an die Sache ran gegangen. Aber all diese Fehler, die wir damals gemacht haben, wollten wir diesmal nicht wiederholen. Es war eigentlich von Anfang an klar, dass wir ein Investment und ein Team brauchen.
David Knöbl: Wir haben uns schon viel verändert, von der klassischen Videoproduktion zu „ein bisschen was mit Software“, zu jetzt einer App. Von Anfang an würde ich also nicht sagen, dass das der Plan war, aber es hat sich eben irgendwann raus kristallisiert
Ihr sitzt aktuell im Gründerzentrum Allgäu Digital. Welche Vorteile hatte das für euch?
Neele de Vries: Wir sitzen aktuell im Allgäu Digital, genau. Unser Team ist aber relativ remote und deutschlandweit verteilt. Wir haben beispielsweise auch angemietete Plätze in Nürnberg, die wir rotieren. Es gibt auch Teammitglieder, die komplett im Home Office arbeiten.
Das Gründerzentrum war für uns eine super Stütze. Wir wurden während dem gesamten Prozess unterstützt und konnten viele Kontakte knüpfen. Wir haben einen Business Angel, der hier aus dem Allgäu kommt, der durch Allgäu Digital auf uns aufmerksam geworden ist. Es hat also auf vielen Ebenen viel gebracht.
Plant ihr längerfristig im Allgäu zu bleiben?
David Knöbl: Allgäu Digital vergrößert sich zurzeit, das heißt wir werden dort auf jeden Fall in ein größeres Büro umziehen. Das Ziel ist, dass wir die nächsten zwei Jahre – voraussichtlich – dableiben und dort vor allem das Entwicklungs- und Produktteam ist. Wir haben hier, mit Leuten von der FH in Kempten, bisher gute Erfahrungen gemacht. Alles in allem wird aber nach wie vor sehr viel remote passieren, weil wir Schwierigkeiten haben, Leute an nur einem Ort zu bündeln. Unseren Motion Designer hätten wir beispielsweise nie hier im Allgäu gefunden, weil der eben in Hamburg wohnt. Ein Kernteam soll also im Allgäu bleiben. Der Großteil wird aber weiterhin remote arbeiten.
Neele de Vries: Wichtig ist vor allem, dass es einen Ort gibt, an dem man zwischendurch zusammenkommen kann. Das wird Kempten bleiben. Aber, wie gesagt, werden wir nicht die Möglichkeit haben, die spezifischen Skillsets, die wir brauchen, nur im Allgäu zu finden. Deshalb werden wir weiterhin deutschlandweit Ausschau halten.
Was war die coolste Erfahrung, die ihr im Gründungsprozess gemacht habt?
Neele de Vries: Die coolste Erfahrung war für mich, als jemand das erste Mal wirklich Geld für Mozaik ausgegeben hat, weil es ihm so gefallen hat. Weil wir die ganze Zeit nicht wussten, ob wir nicht doch für die Katz‘ entwickeln. Klar, wir haben während der Entwicklung sehr viel Nutzer-Feedback eingeholt, aber man weiß trotzdem nicht, ob das Produkt schlussendlich angenommen wird. Und ich weiß noch, im ersten Demo-Call den ich hatte, hat der Gegenüber gleich gemeint: „Ja, das will ich kaufen.“
David Knöbl: Das weiß ich auch noch! Danach haben wir direkt telefoniert, weil das so cool war. Aber ich schließe mich da Neele an. Nicht nur bei dem allerersten Kunden, sondern auch generell. Wir haben vor einiger Zeit unsere neuen Pricing Modelle gelauncht, um auch noch kleineren Firmen die Chance zu geben, uns zu nutzen. Das sind keine riesigen Beträge, unser günstigstes Paket kostet knapp unter zwanzig Euro. Und trotzdem freut man sich jedes Mal darüber, wenn es wieder jemand abonniert. Weil man sieht: Das bringt den Leuten wirklich was.
Und was sind die Schattenseiten? Oder die Dinge, mit denen ihr vorher nicht gerechnet hattet?
David Knöbl: Vielleicht nicht unbedingt eine Schattenseite. Aber dadurch, dass wir jetzt ein so schnelles Wachstum haben und innerhalb von ein paar Monaten unser Team fast verdoppelt konnten, kommen immer mal wieder organisatorische Dinge auf, die man am Anfang nicht so auf dem Schirm hatte. Ich würde jetzt mal grob schätzen, dass Neele und ich die Hälfte der Zeit aktuell damit verbringen, Strukturen innerhalb des Teams zu etablieren. Das denkt man sich am Anfang natürlich nicht so, weil man von der Motivation getrieben ist, ein geiles Produkt zu machen.
Neele de Vries: Was auch wichtig ist, ist kritisches Feedback wirklich anzunehmen. Das haben wir erst durch unser erstes Start-up lernen müssen. Man neigt dazu, vieles, was man als Kritik bekommt, mit Argumentationen zur Seite zu schieben. Ich habe gemerkt, dass das einer der größten Fehler ist, die man machen kann. Bei Mozaik haben wir das konsequent nicht mehr gemacht. Das günstigere Paket beispielsweise, das wir vor kurzem gelauncht haben, ist auch aus User Feedback entstanden. Und es hat den Usern Recht gegeben, denn es hat funktioniert. Da sieht man einfach wie wichtig es ist, das Feedback wahrzunehmen und auch darauf zu reagieren.
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