Essen aus dem 3D-Drucker
Wie die Zukunft aussieht und was heute schon machbar ist
Die NASA war die erste Organisation, die sich für ihre Weltraummissionen mit der Herstellung und Programmierung von Lebensmitteldruckern befasst hat. Doch mittlerweile beschränkt sich das Interesse an der Technik nicht mehr nur auf Astronauten und Forscher. Am Essen aus dem Drucker wird auch kommerziell fleißig geforscht und mittlerweile gibt es einige Hersteller, die erste Lebensmittel anbieten oder sogar Geräte für daheim verkaufen.
Lebensmitteldruck für daheim
Die deutsche Firma Print2Taste aus Freising bietet bereits seit Jahren 3D-Drucker für Profi-Köche an, mit denen sich Schokolade, Marzipan und sogar Pasta in verschiedensten Formen drucken lassen. Man befüllt eine Kartusche in der Maschine mit der gewünschten Geschmacksrichtung und schon kann losgedruckt werden. Ein kleiner Sprühkopf fängt dann an, präzise Runden über die Unterlage zu ziehen und baut so Schicht für Schicht kleine Skulpturen. Das Konzept scheint anzukommen, denn mittlerweile hat Print2Taste seine Produktfamilie um „mycusini“ erweitert – Ein Mini-3D-Drucker für Zuhause. Die Kampagne nahm auf Kickstarter ihren Anfang und zeigt, dass auch im privaten Bereich das Interesse am Lebensmitteldruck da ist: „Wir waren mit mycusini schnell am Markt und haben ihn preislich attraktiv positioniert. Das hat ihn offenbar unwiderstehlich gemacht“ So Gerd Funk von Print2Taste. „Im Mai/Juni konnten wir jedenfalls nicht mehr liefern, weil wir mit der Produktion nicht hinterherkamen. Wir wurden von dem Bestell-Ansturm regelrecht überrollt.“
Fleisch aus dem 3D-Druck
Das israelische Startup „Redefine Meat“ arbeitet zurzeit an einem pflanzenbasierten Steak aus dem Lebensmitteldrucker. Die Fleischalternative soll in Textur, Geschmack und Kochverhalten einem echten Steak gleichen und bereits dieses Jahr in den ersten Restaurants auf dem Speiseplan stehen. Auch Kentucky Fried Chicken arbeitet laut einer Pressemitteilung gemeinsam mit 3D Bioprinting Solutions daran, Chicken Nuggets aus dem Lebensmitteldrucker herzustellen. Die neuen Nuggets sollen mit Tier- und Pflanzenzellen produziert werden. Um den Geschmack des Originals zu reproduzieren, ohne Tiere zu verletzen. Yusef Khesuani, Mitgründer von 3D Bioprinting Solutions, hofft durch die Kooperation mit KFC die Einführung von zellbasierten Fleischprodukten auf dem Markt zu beschleunigen.
Texturen bleiben eine Herausforderung im 3D-Druck
„Etwas mittels 3D Drucker zu produzieren, was so aussieht wie Chicken Nuggets ist sehr realistisch.“ So Funk. „Die Herausforderung liegt eher darin, das typische Bisserlebnis, sprich die Textur des Produktes zu ‚gestalten‘. Das Nachahmen von beispielsweise Fleischfasern und anderen Strukturen wird aus unserer Sicht noch einige Jahre in Anspruch nehmen“. Mit Mycusini wolle er und sein Team jedoch beim Schoko-Druck bleiben. Trotzdem erweitern sie das Sortiment beständig. „Für mit mycusini gemachte Pralinenhohlformen bieten wir zum Beispiel auch verschiedene Pralinenfüllungen an. Ich persönlich empfehle Marc de Champagne, weil die so schön auf der Zunge prickelt.“
Berücksichtigung individueller Ernährungsbedürfnisse
3D-Druck für Lebensmittel hat das Potential, die Umwelt und Nutztiere zu schonen und gleichzeitig viele Arbeitsprozesse zu erleichtern. Essen aus dem Drucker, das klinge erstmal schrecklich, sagt Funk. Doch das liege auch daran, dass man die Vorstellung mit der Brille der Gegenwart betrachte. Gerd Funk glaubt an ein Szenario, das Zukunft und Gegenwart versöhnt. „Es gibt eine ‚Küchenmaschine‘, die mir dramatisch Arbeit abnimmt, meine persönlichen Ernährungsbedürfnisse kennt, berücksichtig und die ein Essen produziert, das deutlich gesünder ist und besser schmeckt als schlecht selbst gekocht. Und an einem verregneten Wochenende koche ich mit Leidenschaft gemeinsam mit Freunden bei einer Flasche Wein am Herd in meiner Küche die Rezepte meiner Großmutter nach.“
Attraktiver Trend auch für Zuhause?
Die Nachfrage nach individuell produzierten Lebensmitteln, sowie der Faktor der Effizienz und der Zeitersparnis machen den Lebensmitteldruck zu einem attraktiven Trend für Viele. Dennoch hängt der Erfolg der Technologie in einem kommerziellen Kontext nach wie vor von der Akzeptanz der Konsumenten ab. In einer Studie aus dem Jahr 2015 gaben lediglich 23 Prozent der 25- bis 34-Jährigen an, sich ihr Essen mithilfe eines 3D-Lebensmitteldruckers zubereiten zu wollen. Ob sich der 3D-Druck also auch in privaten Haushalten durchsetzen wird bleibt abzuwarten. Doch mit den ersten Lebensmitteln aus dem Drucker in Supermärkten und Restaurants dürfen wir wohl bald rechnen.
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